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1 HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN INSTITUT FÜR BIBLIOTHEKS- UND INFORMATIONSWISSENSCHAFT BERLINER HANDREICHUNGEN ZUR BIBLIOTHEKS- UND INFORMATIONSWISSENSCHAFT HEFT 335 LOBBYARBEIT FÜR BIBLIOTHEKEN BESTANDSERHALTUNG UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT AM BEISPIEL DES NATIONALEN AKTIONSTAGES 2014 IN WEIMAR VON CLAUDIA KLEINBUB
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3 LOBBYARBEIT FÜR BIBLIOTHEKEN BESTANDSERHALTUNG UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT AM BEISPIEL DES NATIONALEN AKTIONSTAGES 2014 IN WEIMAR VON CLAUDIA KLEINBUB Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft Begründet von Peter Zahn Herausgegeben von Konrad Umlauf Humboldt-Universität zu Berlin Heft 335
4 Kleinbub, Claudia Lobbyarbeit für Bibliotheken. Bestandserhaltung und Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel des Nationalen Aktionstages 2014 in Weimar / von Claudia Kleinbub. Berlin : Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt- Universität zu Berlin, , 109, 3 S. : graph. Darst. - (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft ; 335) ISSN Abstract: Obwohl Bestandserhaltung in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Themen im Bibliotheks- und Archivwesen geworden ist, hat sie noch immer nicht die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gefunden, die ihrer Bedeutung entspricht. Folglich muss das Bemühen um eine öffentliche Debatte und um Lobbyarbeit verstärkt werden. Mit der Lobby für Bibliotheken und Archive, der Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten wird der Versuch unternommen, die Fragen der komplexen Bestandserhaltungsthematik auch in der Politik zu etablieren. Eine Maßnahme der Allianz stellt der Nationale Aktionstag zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts dar, der seit 2005, veranlasst durch den Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2004, jährlich veranstaltet wird. Mit vorliegender Arbeit wird erprobt, ob für den 10. Nationalen Aktionstag 2014 in Weimar ein ideales Konzept und ein öffentlichkeitswirksames Programm unter Maßgabe der örtlichen Gegebenheiten zu entwickeln ist. Diese Veröffentlichung geht zurück auf eine Master-Arbeit im postgradualen Fernstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt- Universität zu Berlin. Online-Version:
5 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung:»Unbequeme Fragen zur Bestandserhaltung«? Brisanz des Themas Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken Rückblick:»Die Bibliotheken sollen nach Osten schauen« Definition: Bestandserhaltung heute Schäden und ihre Ursachen Maßnahmen und Strategien Originale erhalten Fokus Öffentlichkeitsarbeit Grundlagen von Öffentlichkeitsarbeit Wenn der Notfall zur Katastrophe wird: Der 2. September Öffentlichkeitsarbeit an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek nach dem Brand Brandfolgenmanagement an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Eine Lobby für Bibliotheken und Archive: Die Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten Gründung und Ziele der Allianz Zukunft Bewahren Aktionstage Die Nationalen Aktionstage für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts Der Nationale Aktionstag 2014 an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Planungskonzept (Entwurf) Programm (Entwurf) Rahmenbedingungen und organisatorische Überlegungen Fazit Literaturverzeichnis Anhang Hauptveranstaltungsorte Nationaler Aktionstag
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7 1 Einleitung:»Unbequeme Fragen zur Bestandserhaltung«? erwähnt Antonius Jammers auf einem Symposium in München, dass die Zahl der Aktivitäten und Anstrengungen einzelner Bibliotheken und Archive besonders in den letzten zwanzig Jahren zur Bewahrung und Erhaltung ihrer Bestände durchaus beachtlich und die Zahl der Veröffentlichungen und Tagungen zu diesem Thema hoch seien. Seiner positiven Einschätzung lässt er eine auch heute noch relevante kritische Fragestellung folgen:»manches kann sich durchaus sehen lassen, auf einiges können wir stolz sein, aber sind wir wirklich auf dem Weg, die großen Probleme der Bestandserhaltung zu lösen?« stellt Hermann Leskien»Unbequeme Fragen zur Bestandserhaltung«und bilanziert, dass es noch Journalisten, Wissenschaftsautoren und auch Bibliothekare gebe, die bezweifelten, dass Bestandserhaltung»ein Problem apokalyptischer Bedrohung, das außergewöhnlicher Anstrengungen bedarf«sei bringt Peter Schrijen in Erinnerung, dass die geringe Alterungsbeständigkeit von Papierarten, die nach 1830 hergestellt wurden, bereits in den 1930er Jahren Aufmerksamkeit fand, und dass dieses Phänomen seit 1970 unter der Schlagzeile»säurehaltiges Papier«durch die Weltpresse gehe wird öffentlich, dass circa sechzig Millionen Bücher, die grundsätzlich dem physischen Verfall ausgesetzt sind, vor dem»aus«stünden, wenn sie nicht restauratorisch behandelt würden. 5 Im gleichen Jahr, am 2. September, wird um Uhr in der Herzogin Anna Amalia 1 Leskien 2002, S Vgl. Jammers 2001, S Vgl. Leskien 2002, S Siehe 5 Vgl. Schmidt 2004, S
8 Bibliothek in Weimar der größte Bibliotheksbrand seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Ursache des Feuers ist ein defektes Elektrokabel. 6 Die Folgeschäden: Bücher wurden in der Brandnacht und an den Folgetagen beschädigt aus dem Rokokosaal geborgen, Bände verbrannten erinnert Michael Knoche auf einer Konferenz in Weimar daran, dass das Reservoir der kulturellen Überlieferung im Laufe der Jahrhunderte klein genug und durch den Weimarer Bibliotheksbrand noch einmal kleiner geworden sei. Knoche resümiert:»bücher sind wie Kunstwerke und historische Bauten Denkmale der Vergangenheit und müssen auch künftigen Generationen zur Verfügung stehen.« fasst Reinhard Feldmann die Ergebnisse eines Kongresses in Leipzig, dass es bezüglich der Anstrengungen um die Bestandserhaltung in Europa keinen»königsweg«gebe, so zusammen:»alle Aktivitäten bewegen sich im Spannungsfeld von Erfordernissen und Finanzierungsmöglichkeiten. Dabei sind die Aktivitäten zur Bestandserhaltung durchaus vielfältiger Natur und auch von Land zu Land sehr verschieden: Während z.b. die Niederlande und die Schweiz große Anstrengungen im Bereich der Originalerhaltung durch Massenentsäuerung unternehmen und die Verfahren ständig verbessern, wird dieses in Deutschland verfeinerte 6 Vgl. Knoche 2007, S. 13 und siehe ausführlich Knoche Vor dem Brand besaß die Bibliothek ca. 1 Million Bände: Davon waren ca. achtzig Prozent in verschiedenen Außenmagazinen in Weimar und ca im Historischen Gebäude untergebracht (von denen befanden sich ca im Rokokosaal einschließlich ca musikalischer Werke auf der zweiten Galerie des Rokokosaals). 8 Vgl. Knoche 2006, S stellt Dirk Barth fest, dass der Begriff»Denkmal«im Zusammenhang mit Büchern noch nicht gebräuchlich war, wenngleich»er auch in den philologischen Wissenschaftsdisziplinen etwa in der Form Sprachdenkmal durchaus verbreitet war und ist. Bücher sind Denkmäler unserer Kultur, die des Denkmalschutzes bedürfen: Überall bricht sich der Gedanke Bahn, daß man es in den Büchersammlungen mit einem Segment der kulturellen Überlieferung zu tun hat, das ebenso erhaltungswürdig und schutzbedürftig ist wie andere historische Denkmäler«Vgl. Barth 1991, S
9 Verfahren für Bibliotheksgut derzeit nicht angewandt, für Archivgut dagegen in einer stetig verbesserten Variante (Archivcenter).«9 Im Jahr 2007, anlässlich der Wiedereröffnung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, formuliert Bundespräsident Horst Köhler in Weimar:»Bibliotheken sind das Gedächtnis der Menschheit. Wir müssen dieses Gedächtnis und dieses Wissen sichern für die Benutzung in der Zukunft. Daher muss auch die kulturelle Überlieferung in gedruckter und digitaler Form langfristig gesichert werden. Die Bibliotheken entfalten hier schon große Aktivitäten, weil sie wissen, dass zu ihren Kernaufgaben die dauerhafte Aufbewahrung der wissenschaftlichen und kulturellen Überlieferung gehört.«10 Mit Köhlers These kann der institutionelle Auftrag von Bibliotheken, die fachgerechte Erhaltung und Überlieferung von Bibliotheksgut als»gedächtnis der Menschheit«zusammengefasst und in das Thema der Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken eingeführt werden. Das breite Interesse am Thema spiegelt sich auch in zahlreichen Publikationen wider. In den vergangenen Jahren wurden die immer komplexer werdenden Aufgaben der Bestandserhaltung in Aufsätzen sowie Fachbüchern diskutiert 11 und in einschlägigen Internetforen öffentlich gemacht. 12 Um den so formulierten Forderungen im bibliothekarischen Tagesgeschäft zu Kontinuität zu verhelfen, ist Öffentlichkeitsarbeit gefragt, die sich nach Klaus Olfert und Horst-Joachim Rahn durch ein bewusstes, geplantes Bemühen auszeichne und dadurch, Vertrauen aufzubauen und Aufmerksamkeit zu erwerben, um so ein 9 Vgl. Feldmann 2006 unter: 10 Vgl. Köhler 2007, S Eine theoretische und praktische Darstellung zum Thema Bestandserhaltung bietet Hähner Siehe unter anderem sowie 3
10 wirksames positives Bild der Bibliothek in der Öffentlichkeit entstehen zu lassen Brisanz des Themas In den vergangenen Jahren ist Bestandserhaltung zu einem der wichtigsten Themen im Bibliotheks- und Archivwesen geworden. Dass diese Thematik im 21. Jahrhundert an Brisanz gewonnen hat, ist durch vielfältige Ursachen bedingt, die für ein gewachsenes Problem- und Verantwortungsbewusstsein gesorgt haben. Hatte man sich vor Jahrzehnten hauptsächlich auf die Bewahrung und Restaurierung von wertvollen Altbeständen konzentriert (zum Beispiel auf die Beseitigung von Schäden, die durch Insekten, Wasser oder Schimmel hervorgerufen werden), werden heute der Umgang mit gewaltigen Mengen an geschädigtem Papier und dessen natürlichem Zerfall (wie durch altersbedingte chemische Veränderungen der Papiersubstanz) als zentrales Problem gesehen. Denn nach Annette Gerlach ist spätestens mit der Erkenntnis des Mengenproblems beim Papierzerfall klar geworden, dass die Erhaltung von Schriftgut, das ab 1850 entstanden ist, enorm aufwendig würde. 14 Eine 1989 durchgeführte Erhebung hat ergeben, dass in 54 westdeutschen Bibliotheken mit 82 Millionen Bänden 13 Nach Olfert und Rahn Für die Verfilmung von Zeitungen hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hohe finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt; bis Mitte der 90er Jahre gab es für übersäuertes Papier kein massentaugliches Verfahren, das bezahlbar war. Inzwischen gibt es verschiedene Verfahren, und die Fragestellung muss lauten, welches davon das Beste sei und welche Qualitätsstandards man bei der Massenentsäuerung einzuhalten habe. Vgl. Gerlach 2008, S. 13. In einem 1992 veröffentlichten Bericht nennt die Bund- Länder-Arbeitsgruppe Papierzerfall 60,6 Millionen vom Papierzerfall bedrohte Bände (in wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands), wobei die doppelte Zahl von Bänden langfristig ebenfalls einer massenkonservatorischen Behandlung bedürfe. Vgl. Leskien 4
11 rund zehn Millionen, also zwölf Prozent, so stark vom Papierverfall bedroht sind, dass sie zerfallen und 21 Millionen Bände, also 26 Prozent, mehr oder weniger stark beschädigt sind seien bereits etwa zwanzig bis vierzig Prozent der Sammlungsbestände schadhaft oder akut gefährdet. Auch hier schreitet der Prozess des physischen Verfalls langsam aber stetig voran. 16 Handschriften, alte Drucke und Inkunabeln sind bei ihrer Benutzung besonderen Belastungen ausgesetzt durch beispielsweise brüchig gewordene Einbände, starre Einbandrücken, ungeeignete Bindungen, lose Heftungen sowie Risse im oder Verklebungen am Papier. Für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek wird besonders der Erhaltungszustand der Bucheinbände aus der Zeit vor 1850 als»besorgniserregend«empfunden. Zu den Mängeln zählen hier unter anderem gebrochene Buchrücken, aufgelöste Bindungen und geknickte oder abgegriffene Blattseiten. Akuter Handlungsbedarf entsteht, da die ältere Literatur, seitdem sie in elektronischen Katalogen recherchiert werden kann, immer öfter nachgefragt wird. 17 Immense Kosten für die Restaurierung, um nur ein Segment der Bestandserhaltung zu nennen, stehen kontinuierlichen Kürzungen im Kultur- und Bildungsbereich, die seit Beginn der 1990er Jahre auch in Bibliotheken zu Stellenstreichungen und zur Reduzierung der 2002, S Zum Thema Papierzerfall siehe auch Unger 1998, S und S ; Wächter 1989, S und Schmitz 2001, S Vgl. Schmitz 2011, S Vgl. Wurzel 2004, S. 6. Zu Bestandsschäden in deutschen Bibliotheken siehe Usemann-Keller 1989 und zu Verfahren und Maßnahmen zur Rettung der vom Papierzerfall bedrohten Bibliotheksbestände Mann Vgl. Knoche 2009, S
12 Haushaltsmittel führten, 18 kreativen Lösungsansätzen und Aktivität. diametral entgegen. Sie verlangen nach Auch mussten sich Bibliotheken und Archive auf den sprunghaften Anstieg von digital verfügbaren Informationen einstellen, auf den von Elmar Mittler 1993 als»digitale Revolution«bezeichneten Medienwandel, der folgende Herausforderungen einschließt: 19 Entwicklung von Strategien zur Langzeitarchivierung digitaler Medien unter Berücksichtigung der Langzeitfolgen 20 Kalkulation der Kostenintensität der Speicher Verständnis der Digitalisierung als nicht umkehrbaren Prozess und als Verfahren, das mit der Erhaltung von Originalen nicht gleichzusetzen ist, aber neue Probleme schafft 21 Neben der Erhaltung und Erschließung von kulturgeschichtlichen Quellen, die entweder als Hand- oder als Druckschriften überliefert sind, gehört es zur gesamtgesellschaftlichen und übergreifenden Aufgabe von Bibliotheken, diese zielgruppengerecht zugänglich zu machen. Wolfgang Schmitz macht darauf aufmerksam, dass im elektronischen Zeitalter die Ausleihzahlen der Bücher eher steigen, jedenfalls nicht zurückgehen und stellt fest, dass die rasant gestiegene Benutzung bei älteren Werken an ihre Grenzen stoße. Bücher aus Holzschliffpapier (zwischen 1850 und 18 Vgl. Rohmann 2010, S. 2.»In den vergangenen Jahren mussten auch die Bibliotheken, Archive und Museen Sparbeiträge leisten. Die Finanzausstattung vieler Institute liegt heute unter dem Notwendigen, die Personaldecke ist dünn geworden. Viele können ihre Aufgaben der Bewahrung und Erschließung nicht mehr in erforderlichem Umfang erfüllen. Hier hoffe ich auf eine Kurskorrektur.«Vgl. Köhler 2007, S Nach Mittler habe der Einfluss elektronischer Verfahren und Medien den Bibliotheken drei große Veränderungen gebracht, die von Mittler als Revolutionen bezeichnet werden. Erstens als Bearbeitungsrevolution, zweitens als Informationsrevolution und drittens als Benutzungsrevolution. Vgl. Mittler 1993, S und Naumann 2011, S Vgl. Bestandserhaltung als wesentliche Aufgabe von Bibliotheken, Archiven und Museen, in: Bibliotheksportal 21 In die Überlegungen einzubeziehen sind unter anderem auch das immer dichter werdende Informationsnetz, stetig wachsende und sich potenzierende Datenmengen sowie ein schneller Wandel in der Hard- und Software. 6
13 1970 hergestellt) beispielsweise seien so empfindlich, dass sie bei der Benutzung Schaden erleiden. 22 Die Aktualität des Themas ergibt sich auch aus den Langzeitfolgen nicht berechenbarer Notfälle, wenngleich Helwig Schmidt-Glintzer 2012 kritisch anmerkt, dass die Geschichte von Bibliotheken immer auch eine Verlustgeschichte gewesen sei:»darauf hinzuweisen ist besonders wichtig, weil diese Geschichte schleichender Verluste meist unbeachtet bleibt im Schatten spektakulärer Bibliotheksbrände, mit denen Bibliotheken ja vorzugsweise in Erinnerung gehalten werden, eher jedenfalls als mit in ihnen gewonnenen Erkenntnissen, die zu gewinnen nicht leicht und die zu tradieren oft nur mit größter Mühe möglich ist.«23 Eines steht fest: Die Folgen von Katastrophen sind in ganz besonderer Weise auszuwerten und zu bewältigen, wie die der Flut in Florenz (November 1966), an der Oder (Juli-August 1997) und an der Elbe (August 2002), 24 des Brandes der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (September 2004) oder des Einsturzes des Historischen Archivs in Köln (März 2009). Für die Weimarer Bibliothek kam es beispielsweise in den ersten Jahren nach dem Brand darauf an, eine wirksame Infrastruktur für einen nachhaltigen Umgang mit den Brandfolgen aufzubauen. Gleichzeitig musste die Chance, die von öffentlicher Hand und Spendern zur Verfügung gestellten Geldmittel für die Entwicklung innovativer 22 Vgl. Schmitz 2011, S. 40 und S Vgl. Schmidt-Glintzer 2012, S Der über die Ufer tretende Arno verursachte eine Katastrophe in Florenz, bei der ein beträchtlicher Teil des Buchbestands der Biblioteca Nazionale und besonders der Magliabecchi-Sammlung im schlammigen Wasser versanken. Vgl. Schrijen Die Oderflut hat vor allem in den polnischen Überschwemmungsgebieten mehrere Bücher in verschiedenen Bibliotheken beschädigt oder»vernichtet«. Auch von Brandstiftung bleiben Bibliotheken nicht verschont, wie der Brand der Zentralbibliothek der Landbauwissenschaften in Bonn (1987) und der in der Stadtbibliothek von Stadthagen (1997) zeigen. Vgl. Klotz-Berendes 2000, S. 9. 7
14 Restaurierungsverfahren und Materialien auf dem Forschungsgebiet der Brandschadenminimierung genutzt werden. 25 Blickt man weiter zurück, hat man es auch mit Langzeitschäden und Verlusten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges zu tun: Der Luftangriff auf München im März 1943 verursachte verheerende Brand- und Löschwasserschäden an etwa Büchern, was einem Viertel des damaligen Druckschriftenbestandes der Bayerischen Staatsbibliothek entspricht. 26 Die im Februar 1945 ebenso bei einem Luftangriff auf Dresden beschädigten Handschriften der Sächsischen Landesbibliothek stehen bis heute für Forschungszwecke nicht zur Verfügung. 27 Dennoch, vieles hat sich getan, und seit der Gründung der bundesweiten Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten (ehemals Allianz zur Erhaltung Schriftlichen Kulturguts, 2001), dem Zusammenschluss von heute zwölf Bibliotheken und Archiven mit umfangreichem historischem Bestand wird Lobbyarbeit kontinuierlich betrieben und versucht, die Fragen der komplexen Bestandserhaltungsthematik auch in der Politik zu etablieren. Eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme der Allianz stellt der Nationale Aktionstag zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts dar, der seit 2005, veranlasst durch den Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek am 2. September 2004, einmal jährlich an verschiedenen Orten in Deutschland veranstaltet wird. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie Bestandserhaltung heute in ihrem Facettenreichtum als Daueraufgabe von Bibliotheken definiert und die hierfür unabdingbare Öffentlichkeitsarbeit/Lobbyarbeit langfristig geplant werden kann. Es wird erprobt, ob für den 10. Nationalen Aktionstag 2014 in Weimar, ein ideales Konzept und ein Programm, unter 25 Vgl. Weber (2) 2009, S. 8 und ausführlich Weber 2009, S Vgl. Schäfer 2004, S Vgl. Knoche 2009, S. 22. Siehe auch Denkschrift 2009, S
15 Maßgabe der örtlichen Gegebenheiten und Bedingungen, zu entwickeln ist. Der Veranstaltungsort, Weimar, war kein Thema, das lange diskutiert werden musste, und auch das Motto war schnell gefunden: Zehn Jahre nach dem Brand Neue Wege in der Buchrestaurierung. Während die Aktualität des Themas Bestandserhaltung im Zentrum des ersten Kapitels dieser Arbeit steht, wird im zweiten Teil Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken in Theorie und Praxis behandelt. Das dritte Kapitel befasst sich mit verschiedenen Aspekten von Öffentlichkeitsarbeit und dem Bemühen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek um Öffentlichkeit nach dem Brand Im vierten Kapitel soll es um eine starke Lobby für Bibliotheken und Archive gehen, die Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten, wobei deren Gründung im Jahr 2001, die Ziele und das öffentlichkeitswirksame Instrument, der Nationale Aktionstag zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts, im Vordergrund stehen. Im fünften Abschnitt werden ein Planungskonzept und ein Programmentwurf für den 10. Nationalen Aktionstag 2014 in Weimar vorgestellt und im 6. Teil ein kurzes Fazit gezogen. Der Anhang bietet eine Übersicht über die geplanten Hauptveranstaltungsorte in Weimar
16 2 Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken Nach Bernhard Fabian bewahre jede alte Bibliothek etwas auf, was in keiner anderen zu finden sei. Je weiter man in die Geschichte zurückgehe, umso unähnlicher werden sich Bibliotheken in ihren Sammlungen, weshalb jede Bibliothek mit historischen Beständen von Wichtigkeit für das kulturelle Gedächtnis sei. 28 Fabians These wurde am 24. Oktober 2007 in die Rede von Bundespräsident Horst Köhler anlässlich der Wiedereröffnung des Historischen Bibliotheksgebäudes der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufgenommen, 29 einem größeren Publikum vorgestellt und durch Köhler erweitert:»die kulturelle Überlieferung in Bibliotheken, Archiven und Museen ist eine geistige Heimat für die Nation. Wir brauchen sie, auch und gerade wenn wir nach vorne schauen und unseren Weg in die Zukunft gehen wollen.« Rückblick:»Die Bibliotheken sollen nach Osten schauen«seit der Anlage von Büchersammlungen respektive Gründung von Bibliotheken müssen Aufgaben der Bestandserhaltung wahrgenommen und präventive Maßnahmen getroffen werden, die das Gebäude, die Sicherheit und das Bibliotheksgut selbst betreffen. Im Werk De architectura von Vitruvius Pollio (geb. um v. Chr.) sind Anweisungen für den Bau von Bibliotheken überliefert, die den zweifachen Sinngehalt 28 Vgl. Fabian 1989, S. 108 und Knoche 2006, S Vgl. Knoche 2009, S Festrede von Bundespräsident Horst Köhler anlässlich des Festaktes zur Wiedereröffnung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Koehler/Reden/2007/10/ _Rede.html sowie Bibliotheken auf die politische Tages-ordnung. Bibliotheksdienst 41 (2007), S
17 von Bibliothek, also die Büchersammlung selbst und das Gebäude der Aufbewahrung, betonen:»die Bibliotheken sollen nach Osten schauen. Der morgendliche Gebrauch verlangt nämlich das Licht. Außerdem verfaulen in diesen Bibliotheken die Bücher nicht, denn in denen, die nach Süden oder Westen schauen, werden sie durch Motten oder Würmer und durch die Feuchtigkeit verdorben. Denn wenn die feuchten Winde hereinkommen, bringen sie jene mit, und der Wind verdirbt durch Ausbleichen die mit Feuchtigkeit überschütteten Bände.«Als gesichert kann auch angenommen werden, dass Abt Gozbert (gest. nach 837), Mönch in St. Gallen, im Untergeschoss des Bibliotheksgebäudes ein Scriptorium und darüber einen Bücherraum einrichten ließ, dessen Hauptfensterreihe nach Osten schaute. Das Buch als liturgisches Gerät sei in der Sakristei aufbewahrt worden, die Prachthandschriften dagegen im Raum über der Marienkapelle. Die höher gelegenen Räumlichkeiten waren nicht nur leichter zu bewachen, sondern auch trocken und heller. Sicherheit war oberstes Gebot: So seien auch die Bestände der Kölner Dombibliothek bis in das 14./15. Jahrhundert hinein in einem Befestigungsturm der römischen Stadtmauer in der Nähe des Domchores verwahrt gewesen. 31 Ebenso kettete man aus Gründen der Sicherung die Bücher an einer horizontal gelagerten Eisenstange oder an Pulten an, ein Verfahren (libri catenati), das vom Mittelalter an bis in das 18. Jahrhundert hinein gebräuchlich war und einen Diebstahlschutz darstellte. 32 Überliefert und im kulturellen Gedächtnis bewahrt ist auch die Zeit, die Umberto Eco für das 14. Jahrhundert belletristisch so beschreibt:»die Bibliothek ist nach einem Plan entstanden, der allen Beteiligten dunkel geblieben ist in all den Jahrhunderten, keiner der Mönche war und ist je befugt, ihn zu kennen. Allein der Bibliothekar hat das Recht, sich im Labyrinth der Bücher zu bewegen, er allein weiß, wo die einzelnen Bücher zu finden sind und wo 31 Vgl. Baur-Heinhold 2000, S Vgl. Jakobi 1991, S
18 sie nach Gebrauch wieder eingestellt werden müssen, er allein ist verantwortlich für ihre sachgemäße Erhaltung.«33 Jede Bibliothek hat ihren eigenen Ort und ihre damit verbundene unverwechselbare Geschichte: Bibliotheken sind Monumente, Ausdruck geistiger Strukturen und Entwicklungsprozesse, also bewahrungswürdige Zeugnisse der Auseinandersetzung mit der Natur- und Geisteswelt. 34 Die nachfolgenden Beispiele der als herzogliche Büchersammlungen angelegten Bibliotheken in Gotha, München und Weimar stehen beispielhaft für die große Zahl von Einrichtungen in Deutschland, deren Bestände über Jahrhunderte hinweg ebenso durch Umzüge, Neuordnungen oder unzureichende Aufbewahrungsbedingungen belastet wurden oder es noch sind. Denn»die kulturelle Überlieferung in den bewahrenden Kultureinrichtungen ist nicht nur durch mangelhaften Brandschutz gefährdet, sondern auch durch jahrzehntelange andauernde Vernachlässigung der historischen Buchbestände.«35 Neben dem Sammeln und Bewahren von schriftlich überlieferten Informationen mussten Bibliotheken von jeher auch repräsentative Funktionen erfüllen, denen die Werke auch unter konservatorischen Fragestellungen und Aspekten der Benutzung zu entsprechen hatten. Das Transportieren von Büchern war schon früh verbreitet, um zum Beispiel ein größeres oder imposanteres Gebäude beziehen und längerfristig mehr Bücher auf dafür vorgesehene hölzerne Pulte, Borde 36 oder in Schränken und Regalen unterbringen zu können. Die Anfänge der Herzoglichen Bibliothek in Weimar, heute Forschungsbibliothek mit Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung 33 Vgl. Eco 1989, S Vgl. Baur-Heinhold 2000, S Knoche 2009, S
19 bis zur Spätromantik und mit musealem Betrieb, reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Von einem kontinuierlichen Ausbau der Büchersammlung kann man seit 1691 sprechen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Bibliothek durch den gezielten Ankauf von Privatsammlungen rasch ausgebaut. Nach dem Tod von Konrad Samuel Schurzfleisch ( ), der als Professor an der Universität Wittenberg und als Direktor der Weimarer Bibliothek tätig war, gelangte dessen 8400 Bücher umfassende Sammlung»auf etwas rabiate Weise«in den Besitz der Herzoglichen Bibliothek. Sie wurde dann mit 14 vierspännigen Fuhrwerken nach Weimar transportiert. 37 Beim Umzug aus dem Weimarer Residenzschloss in das von Nikolaus Gromann (um ) zwischen 1562 und 1565 errichtete sogenannte Grüne Schloss und den eigens dafür von August Friedrich Straßburger (um ) entworfenen Rokokosaal (Bauzeit zwischen 1760 und 1766) umfasste der universal geprägte Buchbestand bereits Bände. Die Räte der zu dieser Zeit regierenden Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Anna Amalia ( ), hatten empfohlen, das»sogenannte grüne oder französische Schlößgen«als Bibliothek zu nutzen, da das Gebäude die erforderlichen Erweiterungsmöglichkeiten und einen günstigen öffentlichen Zugang besitze. 38 Der Rokokosaal habe die repräsentativen Funktionen viel besser ausfüllen können als die vorherigen Räumlichkeiten im Residenzschloss, der früheren Wilhelmsburg. 39 Die drei Räume, in denen die Bücher in der Burg aufgestellt waren, lagen nach Angaben des 1708 in die Nachfolge seines Bruders getretenen Heinrich Leonhard Schurzfleisch ( ) bequem zugänglich im Ostflügel des Schlosses. So konnten die Lesenden das 36 Vgl. Metzger 2008, S Vgl. Knoche 2007, S. 147 und siehe auch Weber 1999, S Vgl. ausführlich Beyer 2007, S So habe Weimar eine der ersten öffentlich zugänglichen Hofbibliotheken in Deutschland erhalten. Vgl. Knoche und Weber 2010, S
20 Morgenlicht nutzen, ohne dass sie von der Sonne geblendet wurden. Auch seien die Bücher vor Feuer, Feuchtigkeit und Raupenfraß geschützt gewesen. 40»Wenn ich den Ort betrachte, den ihr der königliche Fürst zuwies, konnte keiner der in Frage kommenden großzügiger und zweckmäßiger ausgewählt werden, keiner sicherer vor Gefahren von Feuerbrünsten, durch die schon vor Zeiten die Alexandrinische, die Byzantinische und etliche Römische von den Flammen verzehrt wurden, mit einem Wort: die Lage, die Anmut, das Fassungsvermögen, wenn sie etwas zum Ganzen beitragen: nichts ist geschmackvoller als dieser Ort.«41 Dass im Residenzschloss 1774 ein verheerendes Feuer ausbrechen würde, erlebte Schurzfleisch zum Glück nicht mehr: Glück im Unglück war, dass zu diesem Zeitpunkt die Bücher bereits ausgelagert und im»grünen Schloss«, im Rokokosaal, aufgestellt waren. Auch die von Ernst I., Herzog von Sachsen-Gotha ( ) im 17. Jahrhundert gegründete und in Weimars Nachbarschaft, auf Schloss Friedenstein gelegene Herzogliche Bibliothek Gotha, heute Universitätsund Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, wurde umgesetzt. Sie bewahrt die Bücher des Herzoghauses Sachsen-Gotha-Altenburg, das bis zu seinem Niedergang 1825 kostbare Werke aus allen Wissensgebieten zusammengetragen hatte. Zunächst fand sie im Westturm des Schlosses Friedenstein Aufstellung. Im Jahr dann wurde die Hofbibliothek, die schon wenige Jahrzehnte nach ihrer Gründung zu den berühmtesten fürstlichen Bibliotheken des protestantischen Raumes zählte, aus dem Westturm des Schlosses in die zweite Etage des Ostturmes, den heute so genannten Pfeilersaal, verlegt. Wie üblich, waren die Privatbibliotheken der Herzöge in deren eigenen Gemächern untergebracht. Ernst II., Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg ( ) ließ später seine Sammlung, die mit etwa Bänden die bedeutendste der Gothaer Herzöge war, 39 Vgl. Knoche 2007, S Vgl. Weber 1999, S Vgl. Seemann 2007, S
21 in der dritten Etage des östlichen Turmes aufstellen. 43 Im Jahr 1946 wurde die Herzogliche Sammlung beinahe vollständig in die Sowjetunion abtransportiert und 1956 bis auf geringe Teile zurückgegeben. 44 Die kurfürstliche Hofbibliothek in München zählte um 1800 mit etwa Bänden zu den umfangreichsten Sammlungen in Deutschland. 45 Bis etwa 1570 lagerten ihre Schätze in den Obergeschossen des alten Marstallgebäudes, über den Stallungen. Um die ständig drohende Brandgefahr abwenden zu können, ließ Herzog Albrecht ( ) ein eigenes Museum für seine Bücher, das Antiquarium, erbauen. Zwischen 1835 und 1836 konnte man den neuen Monumentalbau an der Ludwigstraße beziehen, nachdem die Hofbibliothek im 18. Jahrhundert im ehemaligen Mauthaus, dem Fuggerschen Palais, in 22 Zimmern sachgerecht aufgestellt und ständig erweitert worden war. Um dann auch die Bücher der säkularisierten Klöster unterbringen zu können, wurden verschiedenste Räumlichkeiten belegt: der Speicher über dem Bibliothekssaal, die Karmelitenkirche mit Sakristei, der Dachboden der Michaelskirche, das Refektorium des ehemaligen Augustinerklosters. 46 Zunächst aber waren für die Münchener Hofbibliothek enorme Probleme des Transportes und der Lagerung als Folge des großen Zuflusses an Büchern zu bewältigen; später traten die Neuordnung, Katalogisierung und wissenschaftliche Erschließung der aus ihrem bibliothekarischen Zusammenhang herausgelösten Fülle an Buch- und Handschriften in den Vordergrund. Wie viel Aufwand diese Zuwächse, zum Beispiel gemessen 42 Vgl. Forschungsbibliothek Gotha 1988, S Vgl. Paasch 2008, S Nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurden allein in Bayern über 150 Klosterbibliotheken mit über 1,5 Millionen Büchern aufgelöst und den staatlichen Bibliotheken, vor allem der Münchener Hofbibliothek»einverleibt«. Vgl. Jochum 2007, S Vgl. Baur-Heinhold 2000, S
22 an Erhaltungsmaßnahmen, die Buchbinderei und die Restaurierung betreffend, das heißt an Personal und Geld verursacht hat, lässt sich heute nur erahnen. Wie aus»klagen«der ausgesandten Kommissare über den Zustand diverser Klosterbibliotheken abgeleitet werden kann, wurde eine Vielzahl bereits schadhafter Drucke und Handschriften übernommen. Auch seien neue Schäden beim eiligen Einpacken und dem Massentransport mittels Fuhrwerken und Lastschlitten nach München hinzugekommen. Nicht nur in den ersten Jahrzehnten nach der Säkularisation, als Martin Schrettinger ( ) Ende der 1820er Jahren das Durcheinander der Bücher allmählich mit einer neuen Aufstellungssystematik zu ordnen begann, auch nach dem Umzug in den durch König Ludwig I. ( ) in Auftrag gegebenen Bibliotheksneubau an der Ludwigstraße, seien der Bibliothek das fortwährende Umräumen und die Verlagerung von Teilbeständen nicht erspart geblieben. 47 Die Hofbibliothek hatte sich vorübergehend zum überfüllten Magazin in brandgefährdeten Räumen gewandelt. 48 Von einer systematischen und kontinuierlichen Bestandspflege in damaliger Zeit kann wohl nicht ausgegangen werden Definition: Bestandserhaltung heute 50 Bestandserhaltung umfasst Planungs-, Überwachungs-, Organisations- und Managementaufgaben, die den Bestand einer Bibliothek sichern sollen und die übergreifend koordiniert werden müssen. 47 Vgl. Schäfer 2004, S Vgl. Baur-Heinhold 2000, S Vgl. Schäfer 2004, S Im Deutschen Institut für Normung (DIN) wird die Bestandserhaltung vom Arbeitsausschuss NABD 14 wahrgenommen, in dem Vertreter unter anderem aus Industrie, Wirtschaft und Handwerk Mitglieder sind und dort ihr Wissen und ihre Forderungen einbringen. Vgl. Hofmann und Wiesner 2011, S
23 Im Zentrum der Maßnahmen stehen: Umfassende Schadensanalyse Beschaffung von Mitteln (Sach- und Personalmittel) Zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit Fundraising Lobbyarbeit 51»Nach der aktuellen europäischen Norm [DIN EN 15898: ] werden unter dem Begriff Bestandserhaltung Maßnahmen zusammengefasst, die auf die Bewahrung des Kulturerbes bei gleichzeitiger Respektierung seiner Bedeutung abzielen. Bedeutung wird in diesem Zusammenhang als Kombination der verschiedenen Werte definiert, die einem Objekt zugeschrieben werden.«als Wert werde wiederum die Wichtigkeit verstanden,»die eine Person oder die Gesellschaft einem Objekt zuweist, worunter künstlerische, symbolische, historische, soziale, wissenschaftliche oder technologische aber auch finanzielle Werte fallen.«53 Die zukunftsfähige Bibliothek von heute als Dienstleistungseinrichtung von morgen hat noch immer für die Erwerbung als Methode zur Erfüllung des Sammelauftrages, die katalogmäßige und wissenschaftliche Erschließung von publizierten Informationen Sorge zu tragen. Wie niemals zuvor, hat sie sich aber auch um die Leserschaft zu bemühen, in manchen Fällen rund 51 Siehe 52»Diese Europäische Norm definiert allgemeine Begriffe für den Bereich der Erhaltung des kulturellen Erbes, wobei insbesondere jene Begriffe berücksichtigt wurden, die in größerem Umfang verwendet werden oder von größerer Bedeutung sind. Der Zweck dieser Norm ist es, die Verständigung und Zusammenarbeit zwischen den für das kulturelle Erbe Verantwortlichen zu verbessern und die in den Normen des CEN/TC 346 verwendeten allgemeinen Begriffe zu harmonisieren. Für diese Norm ist das Gremium NA AA "Erhaltung des kulturellen Erbes" im Normenausschuss Bauwesen im DIN zuständig.« 53 Corbach 2012, S
24 um die Uhr. 54 Dabei kommt der Bewahrung von Beständen für die Nachwelt eine maßgebliche Rolle zu als ein Thema, das in den vergangenen Jahren in der internen Bibliothekspraxis und in der öffentlichen Diskussion weiter an Bedeutung gewonnen hat. Zum breiten Sammlungsspektrum in Bibliotheken und Archiven gehören unter anderem Audiovisuelle Medien, Briefe, Bücher, Karten, Zeitschriften, Zeitungen und Non-Book-Materialien, also Informationsträger wie Globen, Münzen und Medaillen, 55 die in sogenannten Sondersammlungen erschlossen werden. Um diese Vielfalt an Überlieferungsformen, folglich auch digitale Speichermedien, erhalten und überliefern zu können, sind spezielle Aufbewahrungsformen und Normen der Bestandserhaltung zu entwickeln und anzuwenden. 56 Bestandserhaltung schließt alle Maßnahmen ein, die den Zweck haben, die in Bibliotheken und Archiven aufbewahrten Bestände, zu denen auch Akten, Schriftstücke und Urkunden gehören, auf Dauer zu erhalten. Gemäß des gesellschaftlichen Auftrages, den Bibliotheken zu erfüllen haben, sollten diese Bestände nicht nur der gegenwärtigen Generation zur 54»Wenn die Benutzerorientierung, die doch allein Antrieb und Ziel allen bibliothekarischen Handelns sein soll, auch in der Zukunft noch ihre Berechtigung haben soll, dann wird allerdings kein Weg heute an den Maßnahmen zur Vorsorge für die Erhaltung der Quellen vorbeiführen. Benutzung und Bestandserhaltung preservation and access sind somit keine Gegensätze, sondern bedingen einander.«gerlach 2008, S Zu den Sondersammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zählen unter anderem: Almanache und Taschenbücher, die Bibelsammlung, die Faustsammlung, Globen, die Inkunabelsammlung, Karten, die Musikaliensammlung, die Nietzsche- Sammlung, die Shakespeare-Bibliothek und die Stammbuchsammlung. Siehe: 56 Dazu gehören beispielsweise auf den Buchbestand abgestimmte Regalsysteme, Tresore, Grafik-schränke, Buchschachteln und Kapseln. Zur Neuerscheinung der Norm DIN ISO 16245»Information und Dokumentation - Schachteln, Archivmappen und andere Umhüllungen aus zellulosehaltigem Material für die Lagerung von Schrift- und Druckgut aus Papier und Pergament.«Siehe ausführlich: und 18
25 Verfügung gestellt, sondern auch für künftige Generationen bewahrt werden. 57 Bestandserhaltung ist als ein System zu verstehen, in das alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek direkt oder indirekt einzubeziehen sind, das abteilungsübergreifend zu vermitteln und als fester Bestandteil in den Geschäftsgang zu integrieren ist. 58»Die Aufgabe des Bestandserhaltungsmanagements ist die Integration bestandserhaltener Maßnahmen in die Arbeitsprozesse einer Bibliothek. Dieser Anspruch gilt für alle Aspekte und Tätigkeiten der Konservierung und Instandsetzung.«59 Bestandserhaltung als»echte«querschnittsaufgabe betrifft: den Umgang mit Büchern von Bibliothekaren und von Benutzern die gesamte Bibliothek, also ihre Bestände sowie deren Erhaltungszustand und Lagerungsbedingungen prinzipiell alle Abteilungen 60 Die hierfür notwendigen Voraussetzungen und Ressourcen zu schaffen, gehört ebenso zu den Kernaufgaben einer jeden Bibliotheksleitung als wertorientierte Steuerung wie: eine von ihr gelenkte Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit Vgl. Hofmann und Wiesner 2011, S. 9. Das vom Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen (NABD) herausgegebene Praxishandbuch enthält Empfehlungen zur Prüfung des Behandlungserfolgs von Entsäuerungsverfahren für säurehaltige Druckund Schreibpapiere sowie die wichtigsten Normen (im Volltext) zur Prüfung und Aufbewahrung von Papierdokumenten und zu Mikrofilmen. Die Empfehlungen schließen Musterprotokolle für Routine- und Verfahrenskontrollen ein. Erarbeitet wurden die Dokumente von einer Expertengruppe aus Wirtschaft und Archiven/Bibliotheken Vgl. Hähner 2006, S. 94. Zum Geschäftsgang und zur Ablauforganisation siehe ebd., S Hähner 2006, S
26 Nicht zuletzt sind die Anforderungen an die vielfältigen Aufgaben der Bestandserhaltung mit dem Wachsen von Bibliotheken und ihren Sammlungen kontinuierlich gestiegen, womit diese Herausforderung eine Aufgabe von Dauer bleibt Schäden und ihre Ursachen Schäden können biologische, chemische oder mechanische Ursachen haben. 63 Zu unterscheiden sind beispielsweise materialbedingte Schäden, wie der schon erwähnte physische Verfall von Papier sowie Tintenfraß oder Farbfraß. 64 Besonders Papier hinterlässt, aufgrund seiner Herstellungsweise seit ca oder 1850 unter überwiegender Verwendung von Holzstoff, 65 Substanzen mit realem oder potentiellem Säurecharakter, die unter dem Einfluss von Licht und Wärme einen progressiven Abbau bewirken. Hinzu kommen mechanische Beeinflussungen, hervorgerufen durch die Benutzung selbst und durch Verschmutzungen in der Luft, die vom Papier aufgenommen werden. Seit den 1960er Jahren ist dieses Problem in den USA und seit den 1980er Jahren in Deutschland ins Bewusstsein von Bibliotheken und Archiven 60 Vgl. Leskien 1998, S Vgl. Auch Kurth 2010 und Wimmer 2004, S Vgl. Five laws of library science: Books are for use. Every reader his [or her] book. Every book its reader. Save the time of the reader. The library is a growing organism. Shiyali Ramamrita Ranganathan, Nach Knoche lerne diese Bibliotheksgesetze jeder Bibliotheksstudent schon im ersten Semester auswendig. Vgl. Thüringer Allgemeine vom Siehe auch Hähner und Bredehorn 1991, S Beim Tintenfraß handelt es sich um ein Schadensbild, das auf der zerstörenden Wirkung von Eisengallustinten beruht, wobei die optischen und mechanischen Eigenschaften der Schriftträger verändert werden. So verbräunt das Schriftbild um den Tintenstrich, die Schriftzüge verlieren an Kontur und schlagen auf die Rückseite oder benachbarte Seiten durch. Vgl. Hähner 2006, S Zum Farbfraß vgl. Kobold und Moczarski 2010, S Holzstoff wird aus Holz gewonnen und enthält, im Gegensatz zu Zellstoff für höherwertige Papiere, Lignin. Der hohe Anteil Lignin führt zum Vergilben des Papiers. Vgl. 20
27 gerückt und als Mengenproblem erkannt worden. 66 Schon im 14. Jahrhundert hatte man Bücher als»gebrechliche Wesen«empfunden, denn»sie leiden unter dem Zahn der Zeit, sie fürchten die Nagetiere, die Unbilden der Witterung, die plumpen Hände ungeübter Benutzer. Hätte in den vergangenen Jahrhunderten jedermann Zutritt zur Bibliothek gehabt und unsere Handschriften nach Belieben berühren dürfen, so wäre der größte Teil von ihnen heute nicht mehr vorhanden [...]«. 67 Bestände von Bibliotheken und Archiven sind prinzipiell durch ihre natürliche Alterung gefährdet, da sich die Materialien im Laufe der Jahre verändern und weniger belastbar werden. 68 Das verwahrte Gut setzt sich in erster Linie aus organischen Stoffen zusammen, die natürlichen»materialspezifischen«alterungsprozessen unterliegen. In diesem Zusammenhang spricht man von der»haltbarkeit von Bibliotheksgut«. Unter den endogenen Faktoren sind Einflüsse zu verstehen, die die Lebensdauer von Büchern und den verwendeten Materialien bestimmen. Da die Informationsträger zum Teil aus komplexen Stoffen (wie aus Pergament, Leder, Gewebe, Papier oder Kunststoffen) bestehen, können sich im Laufe der Jahre weiter verändert haben. Endogene Schäden lassen sich auf verschiedene Herstellungsverfahren, die Qualität der Rohstoffe und sich wandelnde Produktionsmethoden zurückführen. 69 Die Ursachen von exogenen Schäden liegen in der Art und Weise ihrer Aufbewahrung und des Umgangs mit ihnen. Die Aufbewahrung umfasst Komponenten wie: Magazinsituation (gesamt) baulicher Zustand 66 Vgl. Schmidt 2004, S Eco 1989, S Vgl. Kubadinow 2004, S Siehe auch Klaus Kramer: Allgemeine Richtlinien für die Langzeitarchivierung von fotografischem Material in Museen und Archiven. 21
28 Klimatisierung Luftqualität Möblierung Sicherheit Beleuchtung Vorhandensein von»schutzkartonagen«(schachteln). 70 Schäden von außen können auch durch Insekten, Schimmel, Hitze, Licht und Schmutz hervorgerufen werden. Diesen Schäden ist langfristig mit präventiven Maßnahmen zu begegnen. Deshalb sind nachfolgende Faktoren von Bedeutung: Lage, Beschaffenheit und Ausstattung des Gebäudes Belüftung, Reinigung und Desinfektion Alarmanlage, Feuermelde- und Feuerlöschsystem und Notfallplan 71 Ein generelles Erhaltungsproblem besteht auch für sogenannte Offline- Publikationen wie CD-ROMs, DVDs und Minidisks. Hier besteht beispielsweise die Gefahr, dass die Daten auf den noch vorhandenen Trägermedien nicht mehr abrufbar, da die entsprechenden Laufwerke, Betriebssysteme oder Softwares inzwischen veraltet und in den Bibliotheken nicht mehr verfügbar sind. Auch Veröffentlichungen im 69 Zu bestandsgefährdenden Ursachen siehe auch Denkschrift 2009, S Hartnäckig und somit problematisch können beispielsweise Schimmelpilze sein, die sich auf Bibliotheksgut gebildet haben. Zu Behandlungsmethoden vgl. Meier und Petersen 2006, S und ebd. Merkblatt 1 (Präventivmaßnahmen), S Ausführlich vgl. Hähner 2006, S Die international gültigen Normen (DIN V bzw. DIN ISO 11799) beinhalten die wichtigen Richtlinien zur langfristigen Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut. Vgl. ebd., S Vgl. DIN ISO , ausführlich bei Hofmann und Wiesner 2011, S Einen Überblick über Pergament Papier, Gewebe, Leder und Behandlungsmethoden sowie über Einbände, restauratorische und konservatorische Maßnahmen, über Bestands- und Katastrophenschutz und über Rechtsvorschriften gibt auch Wolfgang Wächter. Vgl. Wächter
29 Internet garantierten keinen beständigen Zugriff. Die Ursachen hierfür können technischer Art sein oder am Wechsel beziehungsweise am nicht nachvollziehbaren Erlöschen von Internetadressen liegen. Ebenso ist die sehr geringe Langzeitstabilität von sogenannten Offline-Publikationen in den Blick zu nehmen sowie die Langzeitarchivierung digitaler Medien. 72 Der Umstand, dass allen Sammlungen eine eigene Geschichte innewohnt, in der nicht immer Sorgfalt auf den physischen Erhalt gelegt wurde oder gelegt werden konnte, hat zur Folge, dass die Erhaltungszustände von Material zu Material und von Bibliothek zu Bibliothek stark differieren. Das Ausmaß der Schäden und der sich daraus ableitenden Aufgaben, 73 die weit über die Restaurierung von Büchern hinausgehen, ist nur in Abhängigkeit vom Bibliothekstyp und dem Profil der jeweiligen Sammlung festzustellen. Auch spielen die Größe des historischen Buchbestandes, also die Anzahl der Medieneinheiten, die betroffen sind oder es sein können, eine Rolle. 74 Für die beim Brand in Weimar 2004 beschädigten Bücher war zum Beispiel kein einheitliches Schadensbild festzustellen.»denn es war die Wirkung eines ganzen Bündels von Schadensfaktoren, das über die ohnehin große Schadensmenge hinaus auch noch außerordentlich komplexe Schadensarten verursacht hat.«75 Zu den Ursachen zählen hier Hitze, Feuer, Rauch, Ruß sowie Schmutz in Form von Kalk und Mörtelresten. 72 Vgl. Hähner 2006, S Die Frage nach der Haltbarkeit von CD-ROM wurde 1991 mit einer Lebensdauer von zehn und fünfzig Jahren angenommen. Vgl. Barth 1991, S Siehe Forum Bestandserhaltung: Konservierung und Restaurierung/Schadensbilder Empfehlenswert ist der 2010 erschienene Ratgeber für Verwaltungen, Archive und Bibliotheken. Vgl. Kobold und Moczarski Knoche und Weber 2010, S
30 Mit dem Löschwasser aus der Ilm und aus Hydranten ( Liter) wurden Dreckpartikel nicht nur auf, sondern auch in die Bücher gespült wie auch Löschschaum (1500 Liter). Schaden erlitten dabei verschiedene Buchmaterialien wie Pergament, Leder, Gewebe und Papier. 76 Schäden fachgerecht beurteilen und behandeln zu können, erfordert Sachkenntnis und verlangt nach Maßnahmen und Strategien Maßnahmen und Strategien»Erhebungen in Bibliotheken haben gezeigt, dass annähernd die Hälfte der Bestände geschädigt ist. Durch klimatisierte Magazine, Reduzierung schädlichen Lichteinfalls, korrekte stehende oder liegende Buchlagerung, regelmäßige Bestandspflege, Prophylaxe in Form von Massenentsäuerung sowie durch mechanische und elektronische Hilfen bei der Benutzung können weitere Schäden vermieden werden.«78 So vielfältig Schäden ausfallen, so facettenreich sind die Maßnahmen, die man gegen sie treffen kann. Bestandserhaltung ist das Zusammenspiel von Einzelmaßnahmen, an denen das gesamte Bibliothekspersonal (intern) und Dienstleister (extern) in unterschiedlichem Ausmaß beteiligt sind. Eine dauerhafte Erhaltung von Bibliotheksgut ist nur gemeinsam zu erreichen Vgl. Knoche und Weber 2010, S So können Akten, um nur ein Beispiel anzuführen, verschiedene Papiere aus unterschiedlichen Zeiten und Produktionsweisen enthalten und mit verschiedenen Schreibstoffen beschrieben sein. Auch variierende klimatische und räumliche Bedingungen haben zu divergenten Erhaltungszuständen beigetragen. Bei Papier kommt hinzu, dass bereits bei seiner industriellen Fertigung (zwischen 1850 und 1990), die Säurebildung zerstörerisch wirkt. Säurehaltiges Papier versprödet im Laufe der Jahrzehnte allmählich. Vgl. Hofmann und Wiesner 2009, S Vgl. Bürger 2007, S Vgl. Hähner 2006, S
31 Die Vielzahl an Maßnahmen bedingt eine Normung, durch die zu gewährleisten ist, dass das Kulturgut nicht mit ständig neuen Methoden bearbeitet wird. Ein genormtes Verfahren gilt als erprobtes Verfahren, das Bibliothekare auf ihre Bestände anwenden können:»die drei Normen DIN ISO 11799, DIN Fachbericht 13 und ISO/DIS 16 stellen wichtige Grundlagen für die Lagerung und das Klima zur Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut dar, weil sie den Stand der Technik und auch die Aktivitäten des Normenausschusses Bibliotheksund Dokumentationswesen (NABD 14) widerspiegeln. Die Normen dienen zur Anleitung von Kollegen, die dadurch von den Erfahrungen anderer partizipieren, wie auch für Dritte, z.b. Dienstleister und Architekten und können eine Argumentationshilfe für Beschaffungen und Haushaltsplanungen sein.«80 Restauratorische und konservatorische Maßnahmen umfassen: 1. Analyse der Situation (differenzierte Begutachtung des Bestandes) 2. Schadenserhebung mit Bewertung (Expertise) 3. Dokumentation (schriftlich) 4. Prioritäten setzen (Auswahl und Reihenfolge) 5. Restaurierung von Einzelstücken (manuell) 6. Konservierung in Massenverfahren (maschinell) Präventive und prophylaktische Maßnahmen beinhalten: Richtlinien für die Benutzung Stöcklein 2010, S Siehe auch Feldmann 2002, S Zur DIN/ISO-Norm siehe: pdf 82 Siehe: hlungen_dbv_ag-had_ortsbenutzung.pdf und 25
32 2. Schaffung optimaler Lagerungsbedingungen (sachgerecht) 3. Sicherheit mit Tages- und Nachtsicherung (Diebstahlsprävention) 4. Notfallplanung (umfassend) Bestandserhaltungskonzept (Kontinuität) 6. Konversion als Form der Informationssicherung (Mikroverfilmung, Faksimile, Reprint, Digitalisierung) 7. Fortbildungen (abteilungsübergreifend) 8. Erfahrungsaustausch (Tagungen, Workshops, Expertengespräche) Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen schließen ein: 1. Umsetzung (Etat, Personal- und Sachmittel) 2. Kommunikation (intern und extern) 3. Fortbildungsangebote (laufend) 4. Pressearbeit- und Öffentlichkeitsarbeit (zielgerichtet) 5. Lobbyarbeit und Fundraising (nachhaltig) Netzwerkbildung (lokal und digital Eine weitere Maßnahme bildet der Zusammenschluss in regionalen und nationalen Notfallverbünden. Die Hochwasserkatastrophen an Elbe und Mulde 2002 hatten beispielsweise die Kultureinrichtungen in Weimar veranlasst, sich über bessere Möglichkeiten zur Schadensprävention, zur Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten und zur Bergung und Versorgung beschädigten Kulturguts Gedanken zu machen. Schon vor dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek wurde die Bildung eines Notfallverbundes dieser Kultureinrichtungen beschlossen. So hatte im August 2003 Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar, auf Anregung des Thüringischen Hauptstaatsarchivs, die Organisation eines Notfallverbundes vorgeschlagen. Man ging von den Überlegungen aus, dass sich auf einem vergleichsweise kleinen Raum eine große 83 Siehe ausführlich Klotz-Berendes Vgl. Kurth 2010 und siehe auch Rohmann
33 Menge an bedeutendem Kulturgut konzentriert. Und von Anfang an verstand sich der Notfallverbund als ein Beratungsgremium der Kultureinrichtung, das mit Sicherheitskräften Fragen der Schadensprävention, der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Hilfe sowie der Erstversorgung geschädigten Kulturgutes im Vorfeld möglicher Schadensfälle erörtern sollte. Die in verschiedenen Einrichtungen tätigen Fachleute üben gemeinsam für Notfallsituationen; bei Bedarf werden sie nach einem Alarmierungssystem zusammengezogen und zur»krisenbewältigung«der Leitung der betroffenen Einrichtung unterstellt. Der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek habe den Notfallverbund in der Vorbereitungsphase getroffen. Trotzdem habe sich das Provisorium in der Brandnacht bezahlt gemacht.»die verantwortlichen Vertreter der Rettungskräfte und der verschiedenen Kultureinrichtungen kannten sich bereits persönlich, was einen schnellen Informationsaustausch ermöglichte. Hilfskräfte konnten schnell angefordert und zu den jeweiligen Einsatzorten dirigiert werden. Die Bibliotheksleitung konnte ohne bürokratische Hindernisse auf die Personalkapazitäten wie auch auf die Ressourcen und freien Lagerkapazitäten anderer Einrichtungen zugreifen. [ ] Es ist daher zu hoffen, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen in Archiven, Bibliotheken und Museen den Mut finden, einmal aufeinander zuzugehen und zu erörtern, wie man sich im Notfall gegenseitig helfen könnte.«85 Nach Hermann Leskien verlangt die Aufgabe der Bestandserhaltung eine konsequente Zusammenfassung aller Kräfte, um den großen Aufwand minimieren und ein Maximum an dauerhafter Wirkung erzeugen zu können, 86 womit eine erste übergreifende Strategie formuliert wäre. Unter 85 Post 2009, S und S 179. Siehe auch Maibach 2009, S sowie 86 Vgl. Leskien 2002, S
34 Strategie ist ein längerfristig ausgerichtetes Anstreben eines Zieles unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Ressourcen zu verstehen. 87 Ab Ende der 1980er Jahre begann man das Bemühen um den Erhalt von historischem Kulturgut in Bibliotheken und Archiven zu intensivieren. Dass die Bundesländer, angeregt durch die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz 1993, ihren Bibliotheken zusätzlich für die Bestandserhaltung ein bis drei Prozent des Erwerbungsetats zuteilen sollten, fand in der Praxis kaum Anwendung. Durch die Kulturhoheit der Länder erschwert, verfügt Deutschland über keine einheitliche nationale Strategie zur Bestandserhaltung, stattdessen aber über zahlreiche Konzeptionen und Aktivitäten auf Länderebene. 88 Mit der Gründung des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) im Jahre 1978 wurde laut Berliner Landesgesetz die Verpflichtung übernommen, das Deutsche Bibliothekswesen zu koordinieren, zu beraten und zu normieren. 89 Heute werden umfangreiche Empfehlungen, Handlungs- 87 Ein genauer Plan des eigenen Vorgehens, der dazu diene, ein Ziel zu erreichen, und in den man diejenigen Faktoren, die in die eigene Aktion hineinspielen könnten, einzukalkulieren versucht. Vgl. Duden 2011, S Vgl. Siehe auch Feldmann 2002, S »Das Deutsche Bibliotheksinstitut (DBI) wurde durch Berliner Landesgesetz vom 22. Mai 1978 (Gesetzblatt für Berlin S. 1114) als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet und nach Maßgabe der Regelungen der sogenannten Blauen Liste, heute Leibniz- Gemeinschaft, bis Ende 1999 von der Bundesrepublik Deutschland und den Ländern gemeinsam finanziert. Es hatte seinen Sitz in Berlin. Auf der Grundlage einer umstrittenen Empfehlung des Wissenschaftsrates beschlossen Bund und Länder, die Finanzierung zu beenden. Das Land Berlin löste das Institut durch Gesetz vom 6. Oktober 1999 (Gesetz und Verordnungsblatt S. 544) zum 1. Januar 2000 auf und überführte Mitarbeiter und Abwicklungsaufgaben auf ein Ehemaliges Deutsches Bibliotheksinstitut (EDBI), von dem aus die Beschäftigten auf neue Stellen vermittelt werden sollten. Parallel war die Bibliothekspolitik gefordert, unverzichtbare Aufgaben des DBIs in eine neue Trägerschaft zu überführen. Eine Nachfolgeeinrichtung wurde schließlich nicht eingerichtet. Die Wahrnehmung überregionaler Aufgaben des Bibliothekswesens soll nunmehr das 2004 gegründete, dezentral organisierte Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (KNB) sichern.«vgl. 28
35 anleitungen und Strategien unter anderem auf folgenden empfehlenswerten Internetseiten bereitgestellt. AG Bestandserhaltung: Nachdem das Deutsche Bibliotheksinstitut (DBI) im Jahr 2003 aufgelöst wurde und es einige Jahre keine sachliche Interessensvertretung für die Bestandserhaltung gab, gründete sich am 2. Mai 2005, durch Beschluss des Deutschen Bibliotheksverbandes, die AG Bestandserhaltung. 90 Bibliotheksportal: Deutscher Bibliotheksverband - Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (KNB): Am 1. Januar 2004 nahm das Kompetenznetzwerk für Bibliotheken seine Arbeit auf. Es übernimmt überregionale Aufgaben des Bibliothekswesens und wurde gegründet, um unverzichtbare Dienstleistungen für das gesamte Bibliothekswesen zu sichern. 91 Forum Bestandserhaltung: Das Forum ist ein Informations- und Kommunikationssystem zu allen Aspekten der Bestandserhaltung in Deutschland. Es bietet Adressen, Kontaktstellen, Projekte, neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Übersichten über Entwicklungen und Tendenzen sowie einschlägige Literatur zu den Themenkreisen der Bestandserhaltung an. Darüber hinaus dient es als Kommunikationsinstrument unter anderem für Archivare, Bibliothekare, Restauratoren, Unterhaltsträger, Wissenschaftler 90 Vgl Um welche Dienstleistungen es geht, wurde vor Gründung des KNB in einem Bericht an die Kultusministerkonferenz zusammengestellt. Der Bericht wurde von einem Runden Tisch aller überregional tätigen Bibliothekseinrichtungen verfasst. Vgl. 29
36 und Dienstleister. Auch die Öffentlichkeit erhält Einblicke und Informationen zum Themenkomplex der Bestandserhaltung. 92 Kompetenzzentrum BestandsErhaltung für Archive und Bibliotheken in Berlin und Brandenburg (KBE): Seit Herbst 2006 besteht das in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin angesiedelte Kompetenzzentrum. Es wurde durch eine Initiative der Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg gegründet. Es ist eine der wenigen regionalen Initiativen, die eine strukturelle Verbesserung bei der Bestandserhaltung für Archive und Bibliotheken erreichen wollen. Schwerpunkt ist der Auf- und Ausbau des Netzwerkes der Bibliotheken und Archive der beiden Bundesländer. 93 Landesstelle für Bestandserhaltung in Sachsen (SLUB) Die Landesstelle arbeitet eng mit den Beauftragten für Bestandserhaltung an den Universitäts- und Hochschulbibliotheken in Sachsen zusammen; sie berät und unterstützt Einrichtungen in allen Fragen des Bestandsschutzes. Gemäß dem Landesprogramm plant und koordiniert die Landesstelle die Bestandserhaltung im Unterstellungsbereich des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK). 94 Zentrum für Bucherhaltung (ZFB): Seit den 1990er Jahren steht die Geschichte des ZFB für Pionierarbeit in der Erhaltung von Papier. Das ZFB ist ein 92 Vgl Vgl. Gerlach 2007, S und Wissen Bewahren Die Bestandserhaltung in Sachsen fügt sich in überregionale Erhaltungskonzepte und Netzwerke ein; unnötige Dopplungen von Maßnahmen sollen vermieden werden; ein zentraler Nachweis für Sachsen erfolgen. Vgl. 30
37 Partner, wenn es um Originalerhaltung geht: Es bietet restauratorische und konservatorische Dienstleistungen aus einer Hand zur Erhaltung von Papier und Einbandmaterialien für Bibliotheken, Archive und Museen an. 95 Da Bibliotheken und Archive den Auftrag haben, Kulturgut dauerhaft zur Verfügung zu stellen, müssen sie auch in die Lage versetzt werden, notwendige Erhaltungsmaßnahmen kontinuierlich durchzuführen, um auch künftigen Benutzern dieses Gut noch im Original vorlegen zu können Originale erhalten Im Zuge der rasant voranschreitenden Digitalisierung wird die Frage, ob historische Bücher im Original zu erhalten seien, kontrovers diskutiert. Eine Debatte, die aber nicht pauschal geführt werden kann. Karin Schneider beispielsweise findet für eine mittelalterliche Handschrift einen anschaulichen Vergleich, indem sie diese mit einem»archäologischen Objekt«vergleicht. Die Charakterisierung, die sich auch auf Drucke und Handschriften späterer Zeit anwenden lässt, hebt die»dreidimensionalität«des Buches hervor, das zweidimensional nur mit Informationsverlusten abgebildet werden kann. 97 Ausgangspunkt der theoretischen Überlegungen soll die von Annette Gerlach 2008 formulierte Kernaussage sein»[ ], dass Wissenschaftler weder heute noch morgen auf Originale verzichten können vor allem nicht in Hinblick auf alle Forschungs-fragen, die zukünftig entstehen 95 Vgl Vgl. Denkschrift 2009, S Vgl. Schneider 2009, S. 6 und Schlechter 2011, S
38 werden und die wir heute noch nicht einmal erahnen können.«wie von Gerlach hervorgehoben, muss auch im Zeitalter des Medienwandels das Bemühen um die Erhaltung der Originale immer noch an erster Stelle stehen. 98 Zu den Kernaufgaben einer Bibliothek mit historischem Buchbestand gehört die Erhaltung von Originalen. Die Bekanntmachung von»überlieferten, entdeckten oder verborgenen Sondersammlungen als wichtige Quelle zur Kultur- und Literaturgeschichte«wäre ein Weg, sie zu sichern, zu erhalten und vor allem einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen beziehungsweise aktiv an diese zu vermitteln. 99 Grundlage aller weiteren Überlegungen soll das Kriterium Kulturelles Erbe sein, zu dem nach Wolfgang Schmitz Handschriften, Autographen, Nachlässe, alte, aber auch moderne künstlerische Drucke (Drucke mit Originalgraphik, Pressendrucke etc.) und Buchgrafik gehören. 100 Im Kulturellen Erbe spiegelt sich wider: Wissenschaft Literatur Bildung Kunst Kulturelle Entwicklung Es könne also nicht nur um mittelalterliche Kostbarkeiten oder Handschriften berühmter Dichter, Komponisten oder bildender Künstler 98 Gerlach 2008, S Vgl. Raabe 2008, S »Ein Kulturgut ist ein Ergebnis künstlerischer Produktion oder ein anderes menschliches Zeugnis, das als wichtig und erhaltenswert anerkannt ist. Sofern sein Schutzstatus institutionellen Charakter hat, spricht man auch von einem Kulturdenkmal. Die Gesamtheit der Kulturgüter wird als Kulturelles Erbe oder Kulturerbe (cultural heritage) bezeichnet.«vgl. 32
39 gehen und»alt«nicht mehr das entscheidende Kriterium sein, sondern zum Beispiel auch um die»wirkmächtigkeit eines Textes in möglicherweise äußerst bescheidenem Erscheinungsbild«. Dazu zählen gleichfalls Ephemera und Kleinschriften, wie beispielsweise Gebet,- Lieder- und Schulbücher, auch Unterhaltungsliteratur wie Volksbücher, Flugschriften und Predigten. Schmitz fordert daher 2011:»Diese lokal, regional oder sogar international bedeutsamen Zeugnisse der Vergangenheit und Gegenwart müssen als Quelle der Geschichte für die Zukunft bewahrt und zugänglich werden«. 101 Eine deutliche Position bezieht auch Michael Knoche 2009, denn, wenn es um Bücher mit Erscheinungsdatum vor 1850 gehe, sei er»sehr entschieden und meine, dass jedes alte Buch in jeder Bibliothek zu erhalten ist. Es gehört der Periode der Handdruckpresse, der Hadernpapiere und des individuell in Auftrag gegebenen Einbands an. Je älter ein Buch ist, umso individueller ist es in seiner äußeren Gestalt, z.b. in Einband und Kolorierung. Bei alten Büchern gibt es keine Dubletten.«Daraus folge, dass Bücher aus der Zeit vor 1850: in allen Bibliotheken in jedem noch vorhandenen Exemplar und unabhängig von ihrer Sprache und ihrem Druckort zu bewahren seien. Handschriften sind ohnedies»aufbewahrungswürdig«, da es sich um unikale Werke handelt. 102 Denn»Eine mittelalterliche Handschrift, ein barockes Buch, eine alte Landkarte oder eine Notenhandschrift sind mehr als ihr zu reproduzierender Inhalt. Erst die Einheit von Inhalt und Überlieferungsform, also von Papier, Typografie, Satz und Druck, Einband 101 Schmitz 2011, S Als aktuelles Beispiel kann die Erschließung und Ausstellung der Stammbuchsammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek angeführt werden: Die Bibliothek verwahrt mit mehr als eintausend Stammbüchern aus der Zeit von 1550 bis 1950 die weltweit größte Sammlung dieser Art. Sie ist noch unbekannt, da Freundschaftsbücher in den Katalogen der Bibliotheken nur unzureichend erschlossen und in den einschlägigen Datenbanken kaum zu finden seien. Vgl. Knoche 2012, S Vgl. Knoche 2009, S
40 und möglicherweise gelehrten Kommentaren des Vorbesitzers erlaubt eine umfassende Analyse der Kommunikationsabsicht und macht aus den Objekten unverwechselbare Zeugnisse des nationalen Kulturgutes. Ganze Sammlungen geben Hinweise auf die geistige Welt ihrer einstigen Besitzer.«103 Am 4. Februar 2005, anlässlich der Eröffnung des Studienzentrums, dem Erweiterungsbau der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, formuliert Christina Weiss:»Die Prognosen für die Haltbarkeit von Büchern sind einigermaßen gesichert. Bücher werden noch Jahrhunderte überdauern, während die Zukunftsaussichten digitaler Speichermedien derzeit noch weitgehend unbekannt sind. Es bleibt aber jenseits seines Informationsgehaltes das Buch als Dokument der Sozial-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte. Als solches ist es nicht ersetzbar durch neue Medien. Bücher als Material für den Prozess der fortgesetzten kulturellen Selbstverständigung zu sichern, ist Aufgabe der Bibliotheken und Bibliothekare.«104 Geht es um den Originalerhalt, sind auch Sondersammlungen in den Blick zu nehmen als Zusammenstellungen seltener und spezieller Materialien von besonderem Wert. 105 Nach Graham Jefcoate sind sie als»critical identifiers«106 zu bewerten, da sie Bibliotheken als individuelle Institutionen auszeichnen. So sind sie für Forschung, Lehre und für eine 103 Ein altes Buch etwa kann neben seinem Inhalt auch Aufschluss geben über Aspekte der Technik- und Sozialgeschichte, der Buchhandels- und Bibliotheksgeschichte oder der Kunst- und Kulturgeschichte. Knoche 2009, S Weiss 2006, S Sondersammlungen umfassen ein breites Spektrum an Formaten und Medien. Zu ihnen zählen unter anderem historische und moderne Bücher, Archivalien, Ephemera, Fotografien, Karten, Manuskripte, Musikalien, Orientalien, Zeichnungen. Vgl. Jefcoate 2008, S. 5. Siehe auch Weber 2008, S Der Begriff wurde durch eine Arbeitsgruppe zu Sondersammlungen in die Diskussion eingebracht, die vor einigen Jahren durch einen einflussreichen Verband von wissenschaftlichen Bibliotheken in den Vereinigten Staaten, die Association of Research Libraries (ARL), ins Leben gerufen wurde. Vgl. Jefcoate 2008, S
41 breite Öffentlichkeit von großem Interesse. 107»Nicht zuletzt stellen sie wichtige Quellen für unser materielles, intellektuelles und kulturelles Erbe dar und sagen Wesentliches über unsere Verschiedenartigkeit als Menschen aus.«108 Heute gelten Sondersammlungen als unverzichtbar,»wenn Bibliotheken ihren Auftrag als Partner in Forschung und Lehre erfüllen wollen.«109»die digitalisierten Quellen können in virtuelle Forschungsumgebungen integriert werden. Doch allein die restauratorische Sicherung des Originals unterstützt den Werterhalt und damit die Existenz unserer nationalen Kulturzeugnisse auch für spätere Generationen«. 110 Das Digitalisat, von Knoche als»entmaterialisiertes Abbild eines Originals«beschrieben, sei ein»phantastisches Medium«, wenn sich das Interesse nur auf den textlichen Inhalt eines Werkes beziehe. 111 Gehe es aber um die»umfassende Analyse der Kommunikationsabsicht, muss die Wechselwirkung von Text und Physis des Werkes berücksichtigt werden«. 112 Hierzu zählen unter anderem, nimmt man beispielsweise die Gattung der Buchmalerei in den Blick: Format 107 Jerry Campbell:»Rare books and special collection operations are unlikely to change their basic mission even as business declines [Campbell meint wohl die traditionelle Nutzung physischer Bibliotheksräume. G.J.]. Similarly, libraries have many valuable non-published and not-yet-digitized holdings that are critical for research in many areas.«vgl. Jefcoate 2008, S Jefcoate 2008, S Zwischen Kulturmanagement und Forschung: Sondersammlungen im 21. Jahrhundert. Organisation, Dienstleistungen, Ressourcen. Flyer zur Tagung in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom 22. bis 25. November Vgl. Knoche 2009, S Nach Knoche sind Originalerhalt und Digitalisierung keine konkurrierenden, sondern sich ergänzende Wege. Vgl. Knoche 2009, S. 22. Die Herzogin Anna Amalia hat inzwischen einige tausend Alte Drucke digitalisiert und baut dieses Angebot weiter aus. Vgl. Knoche 2011, S
42 kalligrafische Typografie künstlerische Ausstattung (Miniaturen und ornamentales Dekor) Schrifttype und Satzspiegel gewählte Farbmittel Beschreibstoffe Einbandmaterialien Doch kann und sollte die Kontroverse Originalerhalt versus Digitalisierung entschärft werden. Wie von Knoche 2009 formuliert, leiste die Digitalisierung»einen wichtigen Beitrag zur Schonung des Bestandes und seiner Zugänglichkeit«, da, was digital vorliege, nur in Ausnahmen im Original vorgelegt werden müsse. 113 Auch sei die Digitalisierung, so Annette Gerlach, zunächst kein Thema der Bestandserhaltung,»denn die Digitalisierung hat ihren Sinn in der leichteren Zugänglichkeit der Quellen in sich und benötigt keine zusätzliche Legitimationen.«Da aber nicht jede Klärung einer Frage immer einen Blick in das Original benötige, dürfe die Digitalisierung aufgrund dieser Schutzfunktion nicht gänzlich aus dem Blick der Bestandserhaltung geraten:»der blinden Euphorie hinsichtlich der Langzeitarchivierung sollte jedoch mit nüchterner Sachlichkeit begegnet werden.«114 Eine besonders große Herausforderung stellte die Frage nach Originalerhalt in Bezug auf die beim Brand in Weimar 2004 beschädigten Bücher dar. Nicht allen war verständlich, warum man die durch Feuer und Wasser versehrten Bücher der aufwendigen Prozedur einer Restaurierung unterziehen sollte. In seinem Beitrag»Vorschlag zur Enthysterisierung«(Berliner Zeitung, ) regte Arno Widmann beispielsweise an,»die beim Brand beschädigten Bücher nicht zu restaurieren, sondern durch antiquarischen Kauf zu ersetzen«. Widmann fasste den Eindruck, 112 Knoche 2011, S Vgl. Knoche 2009, S Gerlach 2008, S. 13 und siehe weiter Brinkhus
43 den Beobachter aus Berichten und Bildern über die Brandschäden und Bergungsarbeiten inzwischen gewonnen hätten, mit»die Anna-Amalia- Bibliothek ist nicht zu retten«, zusammen. Insgesamt hatte die Berichterstattung über den Brand wohl aufgrund der veröffentlichten Schadensbilder den Eindruck entstehen lassen, dass die Bibliothek verloren und das Vorhaben eines Wiederaufbaus der Sammlungen hoffnungslos sei. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte zwei Tage nach dem Geschehen»Der Weltgedächtnisverlust. Unter Goethes Augen: Das Ende der Anna-Amalia-Bibliothek«( ). 115 Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Herzogin Anna Amalia Bibliothek stand jedoch»noch als der Rauch aus der brandgeschädigten Bibliothek aufstieg«fest:»wir müssen die beschädigten Bücher restaurieren und die Totalverluste zu kompensieren versuchen. Der Wiederaufbau des Buchbestandes nach dem 2. September war keine Frage, die lange diskutiert wurde.«116 Nach Jürgen Weber müsse»wie beim Denkmalschutz für das Gebäude«, die Originalerhaltung auch bei den Sammlungen Vorrang haben:»originalerhaltung bedeutet, daß, wo immer die möglich ist, originale Substanz erhalten und im Restaurierungsprozess wiederverwendet oder, wenn dies nicht möglich ist, archiviert wird. Angesichts der reichen Überlieferungsgeschichte des Weimarer Buchbestandes, der sich ja aus unzähligen kleinen und größeren privaten und institutionellen Büchersammlungen zusammensetzt, ist es wichtig, die Provenienzmerkmale auf den Einbänden und in den Büchern, die Hinweise auf die Besitz- und Gebrauchsgeschichte der Bücher geben, zu erhalten.«117»die konkret in der physischen Umwelt erhaltenen, vom Menschen geschaffenen oder von der Natur erzeugten Dinge haben als authentische 115 Vgl. Weber 2009, S Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben 2007, S
44 Zeugnisse dessen, was über etwas Vergangenes berichtet werden kann, unübertroffene Bedeutung. Sie vermögen den Sinnen des einzelnen Menschen mehr und direkter etwas mitzuteilen, als dies durch Sprache möglich ist. Die Dinge wirken als Erinnerungszeichen, sie rufen in uns das Gefühl hervor, Teil eines Zusammenhanges zu sein, sie verweisen uns auf die eigene Geschichte. [ ].« Weber 2007, S Flügel 2005, S
45 3 Fokus Öffentlichkeitsarbeit Dass Bekanntmachung der entscheidende Weg sei, Büchersammlungen zu sichern, zu erhalten, zu erschließen und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, legte Paul Raabe in einem Vortrag am 21. September 2006 in Berlin überzeugend dar. Er stellte dies am Beispiel der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel vor und gab vielfältige theoretische Anregungen für eine praktische Umsetzung. Seine These, dass durch engagierte Kulturarbeit die bibliothekarischen und wissenschaftlichen Aktivitäten einer Bibliothek gesichert werden, wird durch die Entwicklung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, die Raabe von 1968 bis 1991 leitete, bewiesen. Seit Ende der 1960er Jahre arbeitet die Wolfenbütteler Bibliothek erfolgreich nach diesem Konzept Grundlagen von Öffentlichkeitsarbeit Öffentlichkeitsarbeit, im Englischen als Public Relations (PR) bezeichnet, charakterisiert eine wichtige Kommunikationsfunktion von Unternehmen, Organisationen und Institutionen. Eine Zeit lang setzte man Öffentlichkeitsarbeit beinahe ausschließlich mit Pressearbeit gleich, also mit der Zielstellung, die Medienberichterstattung zu beeinflussen. Öffentlichkeitsarbeit umfasst jedoch weitaus mehr. 120 Die Diskussion über Öffentlichkeitsarbeit, die in den vergangenen Jahren an Konzentration, 119 Der Vortrag wurde anlässlich der Verleihung des John Jacob Astor Awards in Library and Information Science (in Zusammenarbeit mit der Checkpoint Charlie Stiftung) an Alice Schreyer (University of Chicago) und Alice Prochaska (Yale University) auf Schloss Glienicke gehalten und 2008 veröffentlicht. Vgl. Raabe 2008, S. 1. Aus dem Jahr 1982 stammt Jörg Dieter Häußers provokante Frage, ob man wirklich erst Bibliotheken anzünden müsse, um in die Presse zu kommen gemäß des Mottos»Good news are no news«. Vgl. Häußer 1982, S Siehe auch Knoche 1981, S
46 auch im Zusammenhang mit der Bestandserhaltungsproblematik zugenommen hat, zeigt zum einen die Notwendigkeit und zum anderen das Bedürfnis nach dieser Interaktion an. 121 Für die praktische Umsetzung bedarf es der Kenntnis theoretischer Grundlagen. Von Bedeutung ist, dass jede Organisation, jedes System, jedes Unternehmen und jede Institution ständig Öffentlichkeitsarbeit betreibt, unabhängig davon, ob dieser Akt gewollt ist oder nicht, ob er bewusst oder unbewusst geschieht. Unter Öffentlichkeitsarbeit ist eine»spezielle System-Umwelt-Interaktion von gesellschaftskonstituierender Bedeutung«zu verstehen. Sie bedarf in hohem Maße der Spezifikation und ist als kulturelle Größe zu verstehen. 122»Der Sinn von PR gipfelt nach Maßgabe einer umfassenden Wissenschaft der Öffentlichkeitsarbeit letztlich im Spannungsfeld kultureller Fremd- und Selbstbestimmung: Öffentlichkeitsarbeit hat im Kern Identitätsfunktion.«123 Nach einer weit verbreiteten Definition, die auf James E. Grunig und Todd Hunt zurückgeht, ist Öffentlichkeitsarbeit das Management von Kommunikation zwischen einer Organisation und ihren»öffentlichkeiten«. Öffentlichkeit entsteht immer dann, wenn ein Akteur vor einem offen zugänglichen Publikum kommuniziert. Dabei sind unter Öffentlichkeiten 120 Vgl. Medien 2006, S Die Diskussion über Öffentlichkeitsarbeit ist in den vergangenen Jahren weitergegangen und hat an Intensität und auch an Erträgen zugenommen. In diesem Zeitraum erschienen mehr als hundert wichtige Monographien und Sammelbände. Auch zur Praxis der Öffentlichkeitsarbeit hat sich der Wissensstand kontinuierlich verändert, wie immer wieder neue berufsfeldorientierende Einführungen sowie Lexika und Handbücher belegen (mit Beispielen). Vgl. Faulstich 2000, S Nach Faulstich liege dieser Interaktion aus systemtheoretischer Sicht jedoch nicht etwa die Vorteilhaftigkeit der Beziehungen zwischen den Systemen zugrunde, sondern maßgeblich der Zwang, sich in der Gesellschaft selbst zu erhalten. Vgl. Faulstich 2000, S Faulstich 2000, S
47 nur Teile der gesamten Öffentlichkeit zu fassen, sogenannte Zielgruppen, also Personen, die für die Organisation von Bedeutung sind, und die es mit den entsprechenden Botschaften zu erreichen gilt. Diese Definition von Öffentlichkeitsarbeit kann aber weder die geplante Wirkung noch die einzusetzenden Mittel adäquat beschreiben, da diese Elemente je nach Organisation stark variieren können. 124 Albert Oeckl bestimmt den Begriff Öffentlichkeitsarbeit schon 1964 als:»das bewußte, geplante und dauernde Bemühen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen. Das Wort Öffentlichkeitsarbeit als die geeignetste deutsche Wortbildung für Public Relations drückt ein Dreifaches aus: 1. Arbeit in der Öffentlichkeit 2. Arbeit für die Öffentlichkeit 3. Arbeit mit der Öffentlichkeit«125 Die wichtigsten Funktionen von Öffentlichkeitsarbeit für Bibliotheken sind: Information über die Bibliothek Image der Bibliothek Rolle der Bibliothek in Beziehung zu anderen Institutionen Kommunikation Existenzerhaltung 124 Medien 2006, S Die im deutschsprachigen Raum auch als Öffentlichkeitsarbeit bezeichnete Public Relations (PR) kennzeichnet auch einen Berufszweig oder eine Tätigkeit. Als benachbarte Berufsfelder gelten Journalismus oder Werbung. Überschneidungen lassen sich mit dem Begriff Organisationskommunikation (nach Theis Kommunikation in und von Organisationen) herstellen, und aus historischer Sicht mit dem Begriff Propaganda, der heute zumeist als unidirektionale, persuasive Kommunikation definiert wird. Vgl. Bentele, Brosius und Jarren 2006, S , und S Faulstich 2000, S
48 Um die Ziele von Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen, ist zwischen externer und interner Öffentlichkeitsarbeit zu unterscheiden. Dabei bezieht sich die externe Öffentlichkeitsarbeit auf Medien, politische Entscheidungsträger, gesellschaftliche»meinungsführer«und»kunden«. Zielstellung ist es, ein positives und kompetentes Bild der Bibliothek in der externen Öffentlichkeit zu erzeugen. Instrumente hierfür sind unter anderem Ausstellungen, Fundraising, Kundenorientierung, Lobbyarbeit, Presseund Medienarbeit, Publikationen und Veranstaltungen. Die externe wird von der internen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und ist eng an die Managementaufgaben der Bibliotheksleitung gebunden. Mittel sind unter anderem Bibliothekszeitschriften, -Kommunikation, Intranet, Versammlungen und Wikis. Ein Hilfsmittel ist die Corporate Identity, die sich unter anderem im Erscheinungsbild der Bibliothek ausdrückt und unverwechselbar sein sollte. Sie schließt das Leitbild der Bibliothek ein, aber auch Organisations- und Führungsstrukturen. Die»Corporate Identity schafft einen einheitlichen Auftritt durch die Vision der Bibliothek und muss sich deshalb von der einheitlichen Gestaltung aller Publikationen und Presseinformationen über die Webseite bis hin zur Präsentation in der Bibliothek durch die Kompetenz und Freundlichkeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausdrücken.«126 Öffentlichkeitsarbeit wird von unterschiedlichen Organisationen unterschiedlich gestaltet. Nicht alle Mittel sind dabei für alle Organisationen gleich geeignet, nicht alle Organisationen verfolgen die gleichen Ziele. Die Fülle von Zielen, Mitteln und Methoden hat dazu geführt, dass sich den vergangenen Jahren eine Reihe von Synonymen für den Begriff von Öffentlichkeitsarbeit entwickelt hat. Public Relations kann für kurzfristige Ziele betrieben werden (zum Beispiel für Produktbewerbung), aber auch langfristige Zielstellungen verfolgen (beispielsweise um kontinuierlich Mitglieder zu gewinnen). In Abhängigkeit davon, welche Ziele eine 42
49 Organisation mit der Öffentlichkeitsarbeit erreichen möchte, werden unterschiedliche Personenkreise (Zielgruppen) angesprochen. Ebenfalls als Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit wird heute die interne Kommunikation verstanden, weil auch Mitarbeiter und Kollegen Zielgruppe der Informationsstrategie sind. Innerhalb der Öffentlichkeitsarbeit haben Kampagnen einen hohen Stellenwert:»Dabei wird versucht, zeitlich begrenzt und unter Verwendung einer Kombination verschiedener Mittel ein konkretes Ziel zu erreichen.«127 Für die Öffentlichkeitsarbeit lassen sich drei Ansätze unterscheiden: 1. Öffentlichkeitsarbeit als Teil der Betriebswirtschaft (Schwerpunkt Marketing) 2. Öffentlichkeitsarbeit als Teil der Kommunikations- und Publizistikwissenschaft 3. Öffentlichkeitsarbeit (PR) als Teil der Kulturwissenschaft Der betriebswirtschaftliche Ansatz fasst Öffentlichkeit entweder als Markt/Zielgruppe oder als Stakeholder (Teilhaber/Anspruchsgruppe) auf. Der publizistikwissenschaftliche Ansatz begreift Öffentlichkeit maßgebend als bürgerliche Öffentlichkeit im Sinne einer politischen Kategorie. Aus diesen Anregungen lässt sich Öffentlichkeit für Public Relations definieren»als ein kulturell funktionaler Raum innerhalb einer alltäglichen Lebenswelt, charakterisiert durch sieben Merkmale: 1. Geschichtlichkeit 2. Vielzahl von»teilöffentlichkeiten«3. Kommunikatives Forum und Handlungsarena 4. Vielfältige Funktionen 5. Mediale Konstituierung gemäß vier Medientypen 6. Skalierung nach Größe/Reichweite 126 Lux, Lembke und Diederichs 2004, S Medien von A-Z 2006, S
50 7. Bilateral-reziproker Charakter«Idealtypisch können vier Schritte von Öffentlichkeitsarbeit unterschieden werden: Ist-Analyse, Soll-Bestimmung, Umsetzung und Wirkungskontrolle. 128 Für die Erfüllung der Aufgaben im Rahmen der Bestandserhaltung sind unerlässlich: gute Vernetzung regionale und überregionale Kooperationen ein auf Langfristigkeit angelegtes Zusammenwirken Grundlegendes Ziel sollte es sein, bewusst und zielgerichtet an die Öffentlichkeit zu treten, um für Bibliotheken und Archive als Dienstleistungseinrichtung zu werben für das Problemfeld Bestandserhaltung zu sensibilisieren über aktuelle Defizite und Maßnahmen zu informieren Tatsächlich ist»medienarbeit [ ] immer noch eines der wichtigsten Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. Medien werden heute nicht mehr als Zielgruppe verstanden, sondern als Multiplikatoren, als Vermittler der gewünschten Botschaft zwischen Organisation und Zielgruppe.«129 Wie bedeutsam professionelle Medienarbeit ist, hat sich auch in Weimar nach dem 2. September 2004 gezeigt, als der Notfall zur Katastrophe wurde. 128 Faulstich 2000, S Einführend vgl. ebd. S Medien von A-Z, S
51 3.2 Wenn der Notfall zur Katastrophe wird: Der 2. September Die Weimarer Bibliotheksgeschichte der letzten hundert Jahre war eine»geschichte des Geldmangels und der aufgeschobenen Entscheidungen«. 131 Kurz vor der großen Katastrophe 2004 nutzte die Herzogin Anna Amalia Bibliothek noch vier Magazinstandorte in Weimar, die alle konservatorische Probleme aufwiesen: Kein Magazin war klimatisiert oder bot ausreichenden Brandschutz. Das einzig Gute, das die Aufteilung auf die verschiedenen Standorte hatte, war der Umstand, dass bei einem Unglück immer nur ein Teil des Bestandes betroffen war. 132 Viele Weimarer Bibliothekare hatten sich schon mit der Erweiterung und Sanierung der Bibliothek auseinandergesetzt. In einer Denkschrift aus dem Jahr 1994 heißt es:»eine durchgängige und laufende Instandhaltung hat die Herzogin Anna Amalia Bibliothek im 20. Jahrhundert nicht erfahren. Von den durchbrechenden Holzfußböden im Rokokosaal, den absplitternden Stukkaturen, der Nichtbeheizbarkeit des Zentralraums, der fehlenden Absicherung der Buchbestände bis hin zur Wegeführung gibt es zahlreiche Probleme, die eine öffentliche Nutzung eigentlich nicht verantwortbar erscheinen lassen. Der gesamte Baukomplex bedarf einer gründlichen Sanierung«. 133 Dass der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts räumlich wenig veränderte und kaum sanierte Bau des Historischen Bibliotheksgebäudes in der Substanz bedroht war, war in Expertenkreisen spätestens seit 1991 klar 130 Vgl. ausführlich Knoche Siehe auch Höhne, Kostenbader und Seemann Knoche 2007, S Vgl. ebd. sowie Knoche und Weber 2011, S Knoche 2007, S. 13. Zum damals geplanten Sanierungsvorhaben siehe auch: Die Sanierung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Eine Initiative des Vereins Weimar Zukunft in Kooperation mit der Stiftung Weimarer Klassik. Weimar
52 und dass er einer grundlegenden Sanierung dringend bedurfte, auch schrieb Thomas Steinfeld in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass es eines der großen Versäumnisse der Weimarer Kulturpolitik nach 1990 gewesen sei, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek nicht konsequent als Forschungsbibliothek behandelt zu haben. In Marbach oder Wolfenbüttel sei das längst eine Selbstverständlichkeit gewesen, aber in Weimar habe die Entschlossenheit gefehlt, diese Bibliothek als das zu nehmen, was sie sei. Es würde aber zur»torheit«werden, sollte man tatsächlich erwägen, die Restaurierung der Bibliothek noch einmal zurückzustellen. 134 Die Entscheidung für eine umfassende Baumaßnahme in zwei Abschnitten fiel dann 1999: Durch die Einbeziehung eines benachbarten Gebäudekomplexes und einer unterirdischen Verbindung sollten alle Bestände und Funktionen an einem Standort zusammengeführt und dann das Historische Gebäude mit dem Rokokosaal saniert werden. Der Auszug der Bücher war für Oktober 2004 geplant. Kurz vor Fertigstellung des neuen Studienzentrums löste am 2. September 2004 ein defektes Elektrokabel den Bibliotheksbrand aus. 135 Auch wenn die Beschädigungen am Gebäude groß waren,»die Schäden am Buchbestand sind die eigentliche Katastrophe«. 136 In der Brandnacht und an den Folgetagen konnten aus dem Rokokosaal Bände beschädigt und Bücher unversehrt geborgen werden. Die Schäden gliederten sich auf in Bände mit Wasser- und Hitzeschäden und mit Brandschäden, von denen wahrscheinlich mehr als Bände nicht zu retten sind Bücher sind verbrannt. 137 Zu den Verlusten gehören auch seltene juristische und 134 Vgl. Thomas Steinfeld, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Juli Nr S Vgl. Knoche 2007, S Knoche und Weber 2010, S Weiterhin verbrannten 37 Gemälde. Weitere Kunstwerke wurden durch das Löschwasser und die Bergung aus dem brennenden Gebäude beschädigt. Siehe: 46
53 medizinische Dissertationen, Werke aus Sondersammlungen wie astrologische und anatomische Atlanten, Musikalien oder Gelegenheitsschriften. 138 Nach dem Brand stand die Bibliothek auch vor der Aufgabe festzustellen, welche Bücher verbrannten oder beschädigt wurden, um darüber eine Verlustdokumentation anzulegen (Verlust- Schadensdokumentation). Die Datenbank, die laufend aktualisiert wird, konnte bereits am 21. September 2004 in Betrieb genommen werden und machte das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich Bände wurden durch Feuer und Löschwasser beschädigt, Bände durch Ruß, Rauch und Schimmel kontaminiert, darunter auch Altlasten durch DDT- und Lindan-Emissionen des Dachgebälks Bände mit Titeln waren vermutlich verbrannt, also vierzig Prozent des Altbestandes. 140 Schnell war klar, dass nach Bergung und Erstversorgung eine langfristig angelegte Methodik der Schadenserhebung zu konzipieren war, bevor man später mit der hochkomplexen restauratorischen Behandlung der circa versehrten Bücher würde beginnen können. 141»Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau der Sammlungen werden auf 67 Mio. geschätzt. Davon steht bis heute aus öffentlichen und privaten Quellen etwa die Hälfte der Summe zur Verfügung. Um die Schliessung der Deckungslücke bemüht sich die Bibliothek weiterhin mit aller Kraft. na_amalia_bibliothek_2012.pdf, S. 1. Zu Art und Umfang der Verluste an Büchern und Musikalien vgl. auch Mangei 2004, S ; GEO 01/2006, S ; Mangei 2007, S ; Lorenz 2007, S und Wilamowitz-Moellendorff 2007, S Siehe Auszug aus dem Inventar der verlorenen Buchbestände. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr September S Vgl. ausführlich Becker 2007, S Vgl. Weber 2009, S Vgl. Quilitzsch 2004, S Zum Brandschutzkonzept siehe Arnhold
54 Sehr ermutigend sind Einzelspenden von Privatpersonen, Firmen, Vereinen und Stiftungen, die sich auf insgesamt 11,5 Mio. belaufen.« Öffentlichkeitsarbeit an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek nach dem Brand Zwischen 1998 und 2000 veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung immer wieder ganzseitige Anzeigen unter dem Motto»Die Wiege der deutschen Klassik wird zum Grab für Bücher wenn Sie nicht helfen«. Zielstellung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek war es, private Mittel einzuwerben, um die dringend notwendige Sanierung des Bibliotheksgebäudes voranzubringen. Die Tragik habe rückblickend nach Michael Knoche darin bestanden, dass mit dem Bibliotheksbrand 2004 die Befürchtungen von 1998 eintraten und die»wiege der deutschen Klassik«zur Begräbnisstätte für einige zehntausend Bücher wurde. 143 Die ehemalige Herzogliche Bibliothek war von 1919 bis 1968 Thüringische Landesbibliothek, von 1969 bis 1989 Zentralbibliothek der deutschen Klassik und wurde im Jahr 1991 nach Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach benannt. Seit 2003 ist die Bibliothek Teil der Klassik Stiftung Weimar. 144 Bis zum September 2004 wurde 142 Knoche und Weber 2010, S Vgl. Knoche 2007, S. 12. Siehe auch Ripplinger 2011, S Die Weimarer Bibliothek war von 1691 bis 1832 Herzogliche Bibliothek, von 1832 bis 1919 Großherzogliche Bibliothek, von 1919 bis 1968 Thüringische Landesbibliothek, von 1969 bis 1989 Zentralbibliothek der deutschen Klassik und ist seit 1991 Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Zur Geschichte siehe Herzogin Anna Amalia Bibliothek Die Klassik Stiftung Weimar zählt mit ihren mehr als 20 Museen, Schlössern, historischen Häusern und Parks sowie den Sammlungen der Literatur und Kunst zu den größten und bedeutendsten Kultureinrichtungen Deutschlands. Elf Liegenschaften des Ensembles sind als Teil des»klassischen Weimars«in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgeführt. Mehr als Menschen besuchen jährlich die Häuser der Klassik Stiftung. Vgl. 48
55 Öffentlichkeitsarbeit, unterstützt durch die Abteilung Kommunikation der damaligen Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, ausschließlich auf Leitungsebene der Bibliothek organisiert. Bibliothekseigene Stellen für diese Form der kulturellen Arbeit waren nicht vorgesehen und sind auch künftig nicht eingeplant. In der Herzog August Bibliothek konnte für diesen Bereich schon in den 1980er Jahren ein wissenschaftlicher Mitarbeiter eingestellt werden, gewissermaßen ein Kulturreferent, was ein Novum im wissenschaftlichen Bibliothekswesen war:»es stellte sich immer mehr heraus, dass wir durch diese Aktivitäten die Zustimmung der Politiker und der Verantwortlichen im Ministerium erhielten, die umso bereiter waren, Mittel für eine Bibliothek zu genehmigen, die sich nicht durch hohe Benutzerzahlen beweisen konnte.«145 Da die Spendenbereitschaft schon kurz nach dem Brand auf lokaler und nationaler Ebene sehr hoch war, musste ein Spendenbüro eingerichtet werden, dass später im Projektmanagement Hilfe für Anna Amalia weitergeführt wurde. In dem zu diesem Zeitpunkt noch zum Referat Öffentlichkeitsarbeit der Klassik Stiftung Weimar gehörenden Bereich kümmerten sich zwei befristet eingestellte Mitarbeiterinnen um die Angebote von Spendern, die mündlich oder schriftlich eingingen konnte, auch im Hinblick auf die bevorstehende Wiedereröffnung des Historischen Bibliotheksgebäudes, eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle eingerichtet werden. Beide Projektstellen wurden im gleichen Jahr der Direktion der Bibliothek zugeordnet. Um auch oder gerade in der schwierigen Phase nach dem Brand den wichtigsten Funktionen von Öffentlichkeitsarbeit nachzukommen der Information über die Bibliothek, der Imagepflege, der Rolle als Kommunikator für eine Kontaktaufnahme mit relevanten Zielgruppen und 145 Raabe 2008, S
56 der Existenzerhaltung wurde externe und interne Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Krisenmanagements, ohne auf eine solche Situation vorbereitet zu sein, intensiv und professionell betrieben. Maßnahmen waren in erster Linie Presse- und Medienarbeit, Lobbyarbeit, Ausstellungen, eine Vielzahl von Fundraising-Aktivitäten, die kurzfristig organisiert werden konnten, Publikationen und Veranstaltungen. 146 So organisierte man unmittelbar nach der Katastrophe eine erste Pressekonferenz im Hotel Elephant, wo auch der Oberbürgermeister von Weimar und Thüringens Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur zu Wort kamen. Emotional und wirkungsvoll war, dass der Präsident der Klassik Stiftung Weimar eine verkohlte Buchseite aus einem alten Druck in die Kamera hielt und so verdeutlichte,»was auf dem Spiel stand.«er nannte auch gleich die Kontonummer des Freundeskreises der Bibliothek für dringend erwünschte Spenden. 147 Als ein Hilfsmittel diente die Corporate Identity, die sich für die Weimarer Bibliothek im Erscheinungsbild und dem Logo der Klassik Stiftung Weimar ausdrückt. In dieser Zeit kam dem Freundeskreis der Bibliothek, der im Mai 2003 gegründeten Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v., eine tragende Rolle zu. Sie wurde zum unentbehrlichen Partner, da sie frühzeitig und unbürokratisch Hilfe leisten konnte: Sie stellte ihr Konto für die eingehenden Spenden zur Verfügung, versandte Dankesbriefe und Spendenbescheinigungen, warb Spenden ein und trat als kompetenter Ansprechpartner auf. 148 Begleitet wurde die externe Öffentlichkeitsarbeit von der internen Öffentlichkeitsarbeit, die eng an die Managementaufgaben der Bibliotheksleitung gebunden ist. Als Instrumente hierfür dienten unter anderem persönliche Gespräche, Kommunikationstechnologien, wie E- 146 Vgl. Kleinbub 2008, S Vgl. Knoche 2006 (2), S Vgl. Kleinbub 2009, S
57 Mail-Kommunikation und Intranet sowie Versammlungen. So traf sich am 4. September 2004 im Büro des Präsidenten der Klassik Stiftung Weimar eine interne Gesprächsrunde zur Erörterung der Lage, bei der Maßnahmen zur Sicherung des Gebäudes und zur Bergung Thema waren. Zugelassen war auch eine Journalistin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die an den Folgetagen Beiträge über die»sogenannten Helden von Weimar«veröffentlichen konnte. 149 Auch fanden regelmäßige Versammlungen der Belegschaft der Bibliothek statt, bei der die anstehenden Aufgaben besprochen wurden. Höchste Priorität für die Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek hatte Presse- und Medienarbeit. Von Anfang an war man um Interviews und Pressekonferenzen bemüht, die spürbar Wirkung zeigten. Am 15. Dezember 2004 wurde feierlich bekannt gegeben, dass die Vodafone Stiftung Deutschland den Wiederaufbau der Buchbestände mit fünf Millionen Euro unterstützt. 150 Noch im September 2004 titelte eine Sonderbeilage der Thüringischen Landeszeitung Hilfe für Anna Amalia! Bürger retten ihr Weltkulturerbe. 151 Diese Beilage wurde allen Helfern der Brandnacht gewidmet, denn ohne den hohen Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bibliothek, der Klassik Stiftung Weimar und von freiwilligen Helfern hätte man in der Brandnacht niemals so viele Bücher, Buchfragmente und Kunstwerke bergen können. 152 Schon kurz nach dem Brand wurde die Internetseite eingerichtet, auf der Informationen zum Brand und zur Restaurierung veröffentlicht werden. Ziel ist es, diese Seite bis zum Nationalen Aktionstag 2014 und darüber hinaus aktuell zu halten und als 149 Vgl. Knoche 2006, S Vgl. Knoche 2006 (2), S Thüringische Landeszeitung, Sonderdruck, September Bände konnten in der Brandnacht und den Tagen danach aus dem Rokokosaal beschädigt und Bände unversehrt geborgen werden. Auch in den Folgetagen suchte man unter in den hierfür bereitgestellten Schuttcontainern und in der Umgegend nach Büchern und Fragmenten. 51
58 Informationsspeicher zu nutzen. Als großes Medienereignis konnte, trotz des Brandes am 4. Februar 2005, der lange geplante Erweiterungsbau der Bibliothek, das Studienzentrum, pünktlich eingeweiht werden. 153 Das Jahr 2005 setzte sich mit einer Kette von regionalen und überregionalen Fundraising-Aktivitäten fort, die von einer aktiven Medienund Pressearbeit begleitet wurden. Veranstaltungen wie Benefizkonzerte, Lesungen oder Ausstellungen 154 hatte man mit dem Ziel konzipiert, den Wiederaufbau der Bibliothek zu unterstützen. 155 Um den zahlreichen Sach- und Geldspendern zu danken, wurde im Juli 2005 ein Sommerfest im Hof des Stadtschlosses organisiert und im Oktober des gleichen Jahres Richtfest am beschädigten Historischen Bibliotheksgebäude gefeiert. Im Januar 2006 konnte das durch die Vodafone Stiftung Deutschland geförderte Projekt Weimar on ice mit großem Erfolg beendet werden. Unmittelbar vor dem Historischen Bibliotheksgebäude, auf dem Platz der Demokratie, wurde eine künstliche Eisbahn errichtet. Die Einnahmen aus Verkauf und Schlittschuhverleih kamen der Bibliothek zugute. Aufgrund des großen Erfolges wurde am Ende des Jahres 2005 Weimar on ice mit verlängerter Laufzeit ein zweites Mal in das Veranstaltungsprogramm der Klassik Stiftung Weimar aufgenommen. Im Mai 2006 eröffnete die Klassik Stiftung Weimar eine Informations-Box für die Bibliothek, die aus Spendenmitteln der Vodafone Stiftung 153 Vgl. Knoche S Am 18. Dezember 2004 wurde im Stadtschloss Weimar die Ausstellung Nach dem Brand. Geborgene Bücher und Kunstwerke aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek eröffnet, die unter anderem eine Auswahl von geretteten Büchern mit unterschiedlichen Schadensbildern zeigte und am 26. Mai 2005 die Ausstellung Bedroht Bewahrt Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek nach dem Brand in den Räumen der Vertretung des Freistaates Thüringen beim Bund in Berlin. Vgl. Block und Kleinbub 2006, S Aus Anlass der Wiedereröffnung wurde die Ausstellung Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben. Vom Wiederaufbau der Weimarer Büchersammlung konzipiert, die vor Ort über den Wiederaufbau der Buchbestände informierte. Vgl. Kleinbub, Lorenz und Mangei Vgl. Knoche 2006, S
59 Deutschland finanziert wurde. Bis zur Wiedereröffnung des Historischen Gebäudes der Bibliothek konnte man sich an diesem Ort über die Geschichte der Bibliothek, den Brand und seine Folgen, aber auch über Möglichkeiten der Unterstützung informieren. Eine Besonderheit stellte die personelle Besetzung der Info-Box mit circa 15 ehrenamtlichen Helferinnen dar. Durch Herunterklappen einer Lade wurde die Box in einen Kiosk umfunktioniert und es Besuchern möglich gemacht, Fragen zu stellen und zugunsten der Wiederbeschaffung von Büchern Publikationen oder Souvenirs zu erwerben sowie unmittelbar zu spenden. Das Hamburger Abendblatt berichtete im November:»Das rote Häuschen [ ], leuchtet auf dem Platz der Demokratie wie eine kleine Alarmanlage, und die Erfahrung zeigt, dass keiner daran vorbeigucken kann, der sich zur Herzogin Anna Amalia Bibliothek durchgefragt hat.«156 Weitere wirkungsvolle Fundraising-Aktivitäten waren die Fotoausstellung Welt-Kultur-Erbe im Berliner KulturKaufhaus Dussmann (August 2006) 157 und die damit verbundene Lesung von Michael Knoche aus seinem gerade bei Wallstein erschienenem Buch Die Bibliothek brennt. Ein Bericht aus Weimar, die den Auftakt für eine Reihe weiterer Lesungen in Deutschland bildete. Im September fand ein Benefizkonzert im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie statt, das in Zusammenarbeit mit der Landesvertretung Thüringen organisiert wurde. Die Künstler verzichteten auf ihr Honorar, die Stiftung Berliner Philharmoniker stellte den Saal zur Verfügung, das KulturKaufhaus organisierte ehrenamtlich. 158 Alle Aktivitäten folgten dem Grundsatz der Transparenz, einer aktuellen Berichterstattung sowie einer beständigen externen und internen 156 Vgl. Hamburger Abendblatt, 22. November 2006, S Gezeigt wurden Arbeiten von Manfred Hamm aus Berlin und von Harald Wenzel-Orf aus Weimar. Die Fotos gaben Aufschluss über die Folgen der schweren Brandnacht im September Vgl. Block und Kleinbub 2007 und Kleinbub 2009, S
60 Kommunikation. Am Jahrestag des Bibliotheksbrandes gaben Fachkollegen im eigenen Haus Auskunft über den Stand der Restaurierung des Gebäudes und des beschädigten Buchbestandes. Im März 2006 wurde das ehemalige Spendenbüro zum Projektmanagement Hilfe für Anna Amalia erweitert, um Projekte zu koordinieren und die weiterhin notwendige Spendenkampagne zu fördern. Von großer Medienresonanz begleitet, wurde am 24. Oktober 2007 das Historische Gebäude der Herzogin Anna Amalia Bibliothek feierlich wiedereröffnet. Bundespräsident Horst Köhler hielt eine nicht nur in Bibliothekskreisen viel beachtete und oft zitierte Rede. 159 Mit allen Maßnahmen wurde der Öffentlichkeitsarbeit als:»das bewußte, geplante und dauernde Bemühen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen«rechnung getragen. 160 Die nationale Erschütterung beim Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und später beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs verdeutlicht, wie stark»unser Verständnis«von Kultur der Bewahrung historischer Dokumente und Artefakte verpflichtet ist:»mögen sie auch unbearbeitet in den Tiefen der Archive und Bibliotheken schlummern, wichtig scheint vor allem das Bewusstsein über deren Existenz zu sein [...].«161 Das Unglück in Weimar setzte aber auch positive Energien frei und bewirkte, dass sich bürgerschaftliches Engagement, eine überwältigende Hilfsbereitschaft und eine beeindruckende Spendenbereitschaft entwickeln konnten: Firmen, Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen, die bis 2007 mit zahlreichen Spenden und Benefizaktionen den Wiederaufbau Koehler/Reden/2007/10/ _Rede.html. 160 Arbeit in der Öffentlichkeit, Arbeit für die Öffentlichkeit und Arbeit mit der Öffentlichkeit. Vgl. Faulstich 2000, S Heibach 2011, S
61 des Historischen Bibliotheksgebäudes und der beschädigten Büchersammlung unterstützt hatten, wurden in das sogenannte Silberne Buch der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufgenommen, das am 24. Oktober 2007 an den Schirmherrn des Wiederaufbaus, Bundespräsident Horst Köhler, symbolisch überreicht wurde. Bisher ist die Bibliothek insgesamt mehr als Personen, Unternehmen und Institutionen, die Geld für den Wiederaufbau des Historischen Bibliotheksgebäudes und des Buchbestandes gespendet haben, zu großem Dank verpflichtet. 3.4 Brandfolgenmanagement an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 162 Für die umfassenden Aufgaben der Brandschadenbeseitigung und Brandschadenminimierung wurde nach einem»steuerungsinstrument«gesucht,»das die Lagerung, Risikominimierung, Mengenrestaurierung, Entwicklung neuer Materialien, Vernetzung mit der Fachwissenschaft und den Ausgleich der Zeit- und Finanzierungspläne berücksichtigt. Aus dem Aufgabengebiet der Bestandserhaltung wird hierfür der Begriff des Brandfolgenmanagement vorgeschlagen.«163 Nachdem Ende September 2004 die Verlust- und Schadensdokumentation in Form einer Datenbank ins Internet gestellt worden war»konnte dann das große Ziel in Angriff genommen werden, den Buchbestand, soweit es möglich ist, wiederaufzubauen.« Vgl. grundlegend Weber 2007, S Weber 2009, S Siehe auch Knoche und Weber 2010, S. 16 und Weber (2) 2009, S Knoche und Weber 2010, S. 15. Siehe 55
62 Der»Wiederaufbau«beinhaltet die Segmente Restaurierung und Wiederbeschaffung, also die: 1. Restaurierung der beschädigten Bücher, sofern es technisch möglich und unter Kostengesichtspunkten vertretbar ist 2. Wiederbeschaffung der zerstörten Bücher durch bibliographisch identische Ausgaben, aber auch durch solche Werke,»die formal oder inhaltlich von vergleichbarem Wert sind und die traditionelle Sammelschwerpunkte verdichten können«165»wie bei der Erforschung und Bewertung von Technikfolgen geht es beim Brandfolgenmanagement zunächst um Schadensanalysen und die Dokumentation der Gefährdungen und Nebenwirkungen, die durch Feuer und Löschwasser an den geschädigten Materialien schon eingetreten oder noch zu erwarten sind. Ziele sind die Risikominimierung für Mensch und Material sowie das Aufzeigen von Lösungswegen, die den hohen Standard der Restaurierung historischer Bücher und Handschriften sicherstellen sollen. Voraussetzung für die Identifizierung der Risiken ist eine Infrastruktur, die durch die geschickte Anordnung der Materialien Überblick und Vergleich, räumliche und temporäre Selektionen und die Rasterung des Schadenskomplexes sowie die Anlage eines Schadensregisters ermöglicht.«166 Im Januar 2005 wurde das Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig mit der Erstversorgung, das heißt mit der Sicherung und Gefriertrocknung der beim Bibliotheksbrand in Weimar geschädigten Bücher beauftragt. Dieses 165 Knoche und Weber 2010, S und Weber 2009, S Siehe auch Knoche und Weber 2010, S
63 Zentrum als Restaurierungseinrichtung betreibt neben Gefrierzellen auch eine Gefriertrocknung und ist im Umgang mit großen Mengen erfahren. 167 Mit Unterstützung der Vodafone Stiftung Deutschland konnte im Mai 2008 die Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld eröffnet werden. Die Spezialwerkstatt mit Modellcharakter ist für die Bearbeitung großer Mengen von schwer brand,- hitze,- und wassergeschädigten Papieren ausgelegt. So können 8000 von teils fragmentierten Aschebüchern behandelt werden. Die speziell für diesen Bereich entwickelte Restaurierungstechnologie garantiert eine qualitätsvolle Mengenrestaurierung im Durchlaufsystem. Anlass für die Einrichtung einer solchen Werkstatt ist die größere Gruppe von Büchern, die beim Brand sehr schwer beschädigt wurde. Diese Werke haben zumeist keinen Einband mehr; häufig sind die vorderen oder hinteren Lagen verbrannt. Da sie aber über intakte Textspiegel verfügen, kann der noch vorhandene Textblock stabilisiert werden. 168»Das Ergebnis sind heftfähige Buchblöcke, die, geschützt durch Konservierungseinbände, im Magazin aufbewahrt werden. Die so fragmentierten, aber stabilisierten Buchblöcke sollen nach der Restaurierung digitalisiert und die Images über das Internet frei zugänglich sein, damit die Titel mit Hilfe der Forschergemeinde identifiziert werden können.«169 Die zu bearbeitenden Themenkomplexe lassen sich gliedern in: Schadensordnung Risikominimierung Mengenrestaurierung Netzwerkbildung Vgl. Anders Vgl. Müller 2009, S Weber 2009, S Weber 2009, S
64 »Bei der prekären Ausgangslage war klar, dass ohne Hilfe der Restaurierungswissenschaft die Arbeiten in Weimar aussichtslos sein würden.«171 Bis 2009 umfassten die Netzwerkaktivitäten: Expertenkolloquium in Leipzig (Oktober 2004) Tagung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Archiv,- Bibliotheks- und Graphikrestauratoren (IADA) in Leipzig (Juni 2005) Berufung eines wissenschaftlichen Projektbeirates (2007) Workshops (seit 2008, laufend) Gründung des Vereins Pro Helvetica in Weimar in Bern (2007) 172 Für das nach dem Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek eingerichtete Brandfolgenmanagement wurde nach und nach ein Team mit 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut: 2005 konnte das Projekt mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle ausgestattet werden, die 2010 um eine weitere Stelle ergänzt wurde. Beide Arbeitsplätze sind in der Abteilung Direktion angesiedelt. Vier weitere Stellen von Restauratoren sind in die hauseigene Werkstatt integriert. Seit 2009 sind sechs Buch- und Papierrestauratoren unter Leitung von Diplom- Restaurator Günter Müller sowie Hilfskräfte im Zweischichtsystem in der Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld tätig. Seit Anfang 2010 war das Restaurierungsteam mit zwölf drittmittel- und spendenfinanzierten Projektstellen und weiteren Mitarbeitern der Bibliothek vollständig besetzt. Unterstützt wird es durch Studierende der Restaurierungswissenschaft, zum Beispiel aus Hildesheim, Köln und Stuttgart Weber 2009, S. 172 sowie Knoche und Weber 2010, S Vgl. Weber 2009, S. 172 sowie Knoche und Weber 2010, S Zu Pro Helvetica in Weimar vgl. Dölle 2010, S. 1-4 sowie Gerats und Kleinbub 2010, S Vgl. Weber 2009, S sowie Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Jahresbericht 2009, S
65 Im Projekt Brandfolgenmanagement werden Aufgaben aus folgenden Bereichen übernommen: Bestandserhaltungsmanagement (Auftragsvergabe) Buchrestaurierung (Musterrestaurierungen und Betreuung von Auftragnehmern) 174 Papierrestaurierung (Aschebücher) Buchbinderei Magazinpflege»Bestandserhaltungsmanagement bedarf der Transparenz seiner Aktivitäten und Voraussetzungen, unter denen es vor einem Publikum agiert. Wie am Beispiel des Umgangs mit den Brandfolgen deutlich wird, ist es starken ökonomischen und kulturellen Interessen ausgesetzt und muss sich im Bereich angewandter Forschung und der Entwicklung innovativer Materialien und Restaurierungstechnologien bewegen. Transparenz ist die Voraussetzung dafür, dass Presse, Öffentlichkeit und Fachwelt, ohne die Bestandserhaltung nicht wirksam werden kann, für die Unterstützung bei der Bewältigung schwieriger Aufgaben gewonnen werden können.« Vgl. Metzger 2009, S Weber 2009, S
66 4 Eine Lobby für Bibliotheken und Archive: Die Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten»Lobbyismus ist eine Methode der Einwirkung auf Entscheidungsträger und Entscheidungsprozesse durch präzise Information im Rahmen einer festgelegten Strategie. Es handelt sich um punktuelle Beeinflussung spezifischer Sachentscheidungen und nicht um anhaltende Mitgestaltung der (staats-)politischen Rahmenbedingungen. [ ] Es geht darum, politische Mehrheiten in Sachen Bibliothek zu gewinnen. Dafür brauchen wir die öffentliche Debatte auch die über Unzulänglichkeiten und Missstände. Wir müssen sie selber immer wieder anstoßen [ ]!« Gründung und Ziele der Allianz Im März 2001 regt Antonius Jammers auf einem Symposium in München an:»keine abstrakte Strategieerörterung also, sondern lasst uns diskutieren über das Für und Wider der Bildung einer Arbeitsgemeinschaft Bestandserhaltung in Bibliotheken und Archiven, wobei das Wort Bestandserhaltung besser durch»bewahrung des schriftlichen Kulturgutes«ersetzt würde. Die Arbeitsgemeinschaft sollte zumindest in der Anfangsphase aus wenigen festen Teilnehmern bestehen [ ]. Damit wären die unerlässliche bundesweite Abstimmung, die Konzeptentwicklung und Arbeitsteilung gewährleistet.« Kurth 2010, S. 2 und S Zu den Teilnehmern sollten nach Jammers gehören: Die Deutsche Bibliothek (jetzt Deutsche Nationalbibliothek), die Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, die Bayerische Staatsbibliothek, das Bundesarchiv, das Deutsche Literaturarchiv Marbach und zwei Vertreter jeweils der Hochschulbibliotheken, der Landesbibliotheken und der staatlichen Archive der Länder. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft würde man sehr gerne als Berater, Moderator und Gast begrüßen. Jammers 2001, S
67 »Im Anschluß an den Vortrag gab es eine lebhafte und konstruktive Diskussion, in der das Anliegen des Autors breite Unterstützung fand. Inzwischen wurde eine Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes gegründet, eine erste Sitzung fand am 21. Mai 2001 in der Staatsbibliothek zu Berlin statt. [ ] Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für die ersten beiden Jahre wurde der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek München, Herr Dr. Leskien, gewählt. Bei der Staatsbibliothek zu Berlin soll eine Geschäftsstelle eingerichtet werden.«178 Dass die erste Sitzung der neuen Allianz in der Staatsbibliothek am 17. Mai [2001] stattgefunden habe, berichtet Wolfgang Schmitz:»Als vordringliche Aufgaben wurde die Gewinnung einer breiteren Öffentlichkeit für die Probleme der Bestandserhaltung gesehen und die konkrete arbeitsteilige Vorgehensweise bei der Verfilmung angesprochen. [ ] Für den organisatorischen Rahmen soll eine Geschäftsstelle in Berlin geschaffen werden, als Grundstruktur könnte die der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke, der fünf der elf Einrichtungen angehören, als Vorbild angesehen werden.«179 Die Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten (ehemals Allianz zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts), nachfolgend kurz Allianz genannt, wurde als Interessengemeinschaft von damals vier Archiven und sieben Bibliotheken mit jeweils umfangreichen historischem Bestand im Jahr 2001 gegründet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die in ihrer Existenz gefährdeten Originale der»reichen kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung«in Deutschland zu sichern und dieses Erbe als nationale Aufgabe im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Die in diesem Bündnis vereinigten Institutionen arbeiten mit dem Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (KNB), 178 Jammers 2001, S Schmitz 2001, S
68 der Initiative Deutsche Digitale Bibliothek und nestor (Kompetenznetzwerk für Langzeitarchivierung) eng zusammen. 180 Nach zehn Jahren (2011) konnte die von Jammers 2001 erwähnte Geschäftsstelle, auf Initiative von Kulturstaatsminister Bernd Neumann von Bund und Ländern eingerichtet werden. Sie ist heute bei der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz angesiedelt. 181 Zunächst sollte die Allianz als ein relativ begrenzter Kreis von»leistungsfähigen und aktiven Institutionen arbeiten, die bereits besondere Erfahrungen im Bereich der Bestandserhaltung, der begleitenden Öffentlichkeitsarbeit sowie der nötigen Mittelbeschaffung haben. Sie wird sich der Aufgabe widmen, die lokalen und regionalen Anstrengungen und Leistungen auf standardisierten Wegen nutzbar zu machen.«182 Im November 2011 kam man dem Wunsch der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel nach, in der Allianz mitzuwirken. Entscheidungsgrundlage bildete der besondere Charakter dieser Einrichtung als Forschungsbibliothek Folgende Institutionen bilden die Allianz: Staatsbibliothek zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz; Sächsische Landesbibliothek-Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; Deutsche National-bibliothek Frankfurt a.m. und Leipzig; Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt a.m.; Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen; Niedersächsisches Landesarchiv Hannover; Bundesarchiv Koblenz und Berlin; Deutsches Literaturarchiv Marbach a.n.; Bayerische Staatsbibliothek München; Landesarchiv Baden-Württemberg Stuttgart und Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar. Vgl. Denkschrift 2009, S. 3-4 und Siehe auch Koordinierungsstelle 2012.»Zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle gehören die Koordination von Bestandserhaltungsmaßnahmen, die Evaluation bereits vorliegender Forschungsergebnisse und erfolgsversprechender Techniken und die Erarbeitung eines nationalen Bestandserhaltungskonzepts.« 182 Schmidt 2004, S Ergebnisprotokoll der 23. Sitzung der Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten am 3. November 2011 in der Bayerischen Staatsbibliothek München. 62
69 Mit der Denkschrift Zukunft Bewahren hat sich die Allianz an Bund und Länder mit dem Ziel gewandt, den Originalerhalt im digitalen Zeitalter effizienter zu organisieren und nachhaltig zu fördern. Die Denkschrift formuliert eine nationale Strategie und pragmatische Handlungsempfehlungen für die Sicherung der historischen Bestände in Archiven und Bibliotheken. Sie greift die Forderung der Enquete-Kommission Kultur in Deutschland vom Dezember 2007 auf, eine nationale Konzeption für die Erhaltung von gefährdetem Kulturgut zu erarbeiten. 184 Ziele: Zur Umsetzung der nationalen Strategie für Bestandserhaltung sollen Bund und Länder bei einer der großen Kultureinrichtungen eine Koordinierungsstelle einrichten. Die von den Unterhaltsträgern der Bibliotheken und Archive für Bestandserhaltung bereitgestellten Mittel müssen aufgestockt werden. Für den Erhalt von Originalen soll der Bund jährlich zehn Millionen Euro bereitstellen. Die Entwicklung neuer und nachhaltiger Verfahren für die Sicherung von Archiv- und Bibliotheksgut sollen mit Hilfe öffentlicher Stiftungen (zum Beispiel Kulturstiftung der Länder oder Kulturstiftung des Bundes) weiter verstärkt werden. Es soll weiterhin an die Öffentlichkeit appelliert werden, auch in Zukunft die staatlichen Anstrengungen zu ergänzen Vgl. Allianz.pdf. 185 Vgl. Denkschrift 2009, S
70 »Die Erhaltung der in den Archiven und Bibliotheken verwahrten Überlieferung kann aufgrund der großen Mengen nicht mehr allein von den Trägern der jeweiligen Einrichtung sichergestellt werden. Hierzu bedarf es einer nationalen Anstrengung. Die vom Deutschen Bundestag eingesetzte Enquetekommission Kultur in Deutschland bestätigte diese Einschätzung und empfahl Bund und Ländern im Jahr 2007,»gemeinsam eine nationale Bestandserhaltungskonzeption für gefährdetes schriftliches Kulturgut zu erarbeiten.« Zukunft Bewahren 2004 stellt Wilhelm R. Schmidt fest, dass sich das Bewusstsein der Notwendigkeit einer umfassenden und koordinierten Bestandserhaltung um das Jahr 2000 wesentlich entwickelt habe. Die Gründung der bundesweiten Allianz zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts signalisiere ein Interesse, das zumindest im Bibliothekswesen über die vielen Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend nur das Interesse der einzelnen Institutionen selbst war. 187 Die Übergabe der Denkschrift Zukunft Bewahren am 28. April 2009 in Berlin an Bundespräsident Horst Köhler schildert Thomas Bürger:»Aufgeschlossen und gut informiert nahm er [der Bundespräsident] die Denkschrift entgegen. Von Rückschlägen dürfe man sich nicht entmutigen lassen. So hatte die Empfehlung der Enquetekommission des Deutschen Bundestages, Kultur als Staatsziel in der Verfassung zu verankern, keine parlamentarische Mehrheit gefunden. Umso wichtiger sei es, nun die praktischen Empfehlungen der Enquetekommission Kultur in Deutschland schrittweise umzusetzen. Mit der Denkschrift werde die Forderung nach 186 Denkschrift 2009, S Vgl. Schmidt 2004, S
71 einer Nationalen Strategie für Bestandserhaltung gut weiterentwickelt.«188 Mit Zukunft Bewahren fasst die Allianz Handlungsempfehlungen an Bund und Länder in sieben Punkten zusammen: 1. In Abstimmung mit den Ländern soll der Bund die Federführung für die Erarbeitung einer nationalen Konzeption für die Erhaltung des schriftlichen Kulturerbes in Deutschland übernehmen. Nach gleichem Modell haben Bund und Länder bereits im Rahmen des Aufbaus der Deutschen Digitalen Bibliothek zusammengearbeitet. 2. Die Länder sollen Landeskonzepte erarbeiten und miteinander abstimmen. Dazu müssen in den Archiven und Bibliotheken alle für die nationale Strategie relevanten Daten zusammengeführt werden. Die nötigen Infrastrukturen für diese Analysen sind einzurichten. 3. Zur Umsetzung der nationalen Strategie für Bestandserhaltung sollen der Bund und die Länder bei einer der großen Einrichtungen eine zentrale Koordinierungsstelle einrichten. 4. Die von den Unterhaltsträgern der Bibliotheken und Archive für Bestandserhaltung bereitgestellten Mittel müssen aufgestockt werden: Der Bund soll jährlich zehn Millionen Euro für den Erhalt von Originalen bereitstellen. 5. Die Entwicklung neuer und nachhaltiger Verfahren für die Sicherung von Archiv- und Bibliotheksgut sind mit Hilfe öffentlicher Stiftungen wie der Kulturstiftung der Länder oder der Kulturstiftung des Bundes weiter zu intensivieren. 188 Bürger 2009, S
72 6. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wird gebeten, einen Teil ihrer Mittel darauf zu verwenden, die mit ihrer Hilfe nach 1950 erworbene ausländische Literatur dauerhaft zu erhalten. 7. Es wird weiterhin an die Öffentlichkeit appelliert, auch in Zukunft mit privatem Engagement die staatlichen Anstrengungen zu ergänzen, z.b. durch die Übernahme von Buchpatenschaften. 189 Bisherige Ergebnisse: Zur Umsetzung der nationalen Strategie für Bestandserhaltung haben Bund und Länder im August 2011 in der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz eine Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts mit 2,5 Stellen eingerichtet. 190 Im Haushalt des Kulturstaatsministers sind für die Aufgaben der Koordinierungsstelle jährlich Euro vorgesehen. Die Länder beteiligen sich über die Kulturstiftung der Länder mit weiteren Euro. 191 Da sich Bibliotheken auf die Bewahrung von gedrucktem Material spezialisiert haben, das in mehreren Exemplaren hergestellt wurde und deshalb zumeist auch in mehreren Bibliotheken vorhanden ist, wäre es nach Michael Knoche falsch zu fordern, dass jeder Bibliotheksbestand bedingungslos zu erhalten sei. Vielmehr müsse ein arbeitsteiliges Konzept entwickelt werden, in 189 Denkschrift 2009, S und bkm-bund-laender.html. Siehe auch Denkschrift 2009, S.15 und Koordinierungsstelle
73 dem die»verantwortlichkeiten der Bibliotheken aufeinander abgestimmt definiert sind.«die von Michael Knoche angemahnte Stelle auf Bundesebene, die eine nationale Strategie formuliere oder koordiniere oder die als Partner für europäische Initiativen auf diesem Gebiet auftreten könne, hat sich mit der Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK), die ihre Arbeit im August 2011 aufgenommen hat, zum Teil erfüllt. 192 An das Thema Bestandserhaltung muss die Öffentlichkeit mit professionellen Maßnahmen herangeführt werden. 193 Eine Maßnahme stellt der Nationale Aktionstag zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts dar, der seit 2005 regelmäßig und deutschlandweit veranstaltet wird Aktionstage Aktionstage sind eine beliebte und weit verbreitete Form der Öffentlichkeitsarbeit. Sie werden regelmäßig, deutschland-, europa- oder weltweit ausgerichtet und finden in jedem Jahr, in jedem Monat, an den verschiedensten Orten und zu den vielfältigsten Themen statt. Aktionstage müssen nicht als eigenständige Veranstaltung durchgeführt werden, sondern können als Kampagne auch den Rahmen für einzelne Aktionen bilden. Die Aktionstage Politische Bildung beispielsweise finden immer vom 5. bis 23. Mai statt, was bei einer Terminplanung unbestreitbare 192 Vgl. Knoche 2009, S. 22. Bis 2012 konnten bundesweit bereits 108 Modellprojekte mit Hilfe der KEK gefördert werden. Vgl. Pfeiffer-Poensgen 2012, S. 3. Siehe auch Koordinierungsstelle 2012, S Vgl. Schmidt 2004, S Siehe 67
74 Vorteile hat. 195 Für April 2013 sind beispielsweise folgende Aktionstage als gemeinschaftliche Unternehmung und Maßnahme angekündigt: Internationaler Kinderbuchtag 2013 (02.04.), Internationaler Denkmaltag 2013 (18.04.), Welttag des Buches und des Urheberrechts 2013 (23.04.); Internationaler Tag des Baumes 2013 (25.04.). Aber auch sehr spezielle oder abseitige Themen laden zur Information ein wie der weltweite Tag der Jogginghose 2013 (21.01.), an dem zum Tragen einer Jogginghose aufgerufen wird, um der einstigen Modesünde»zu gedenken«196 oder der weltweite Tag des Bunsenbrenner 2013 (31.03.), bei dem der kleine Gasbrenner 197 im Mittelpunkt steht. 198 Der Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts dagegen hat als bundesweite Kampagne von Bibliotheken und Archiven das Ziel, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Thema Bestandserhaltung, aber auch auf das breite Angebot dieser Dienstleistungseinrichtungen zu lenken. Als Tag der offenen Tür gibt er Einblick in die vielfältigen Bereiche der Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken und Archiven. Aktionstage laden ein zum: Hinsehen Hinhören Mitmachen Nachmachen Nachdenken Es ist darauf zu achten, dass Aktionstage Titel erhalten, die: leicht verständlich, schnell erfassbar, informativ, spannend und gewinnend sind
75 4.4 Die Nationalen Aktionstage für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts Unter dem Eindruck des Bibliotheksbrandes in Weimar 2004 hat die Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten den Nationalen Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts als öffentlichkeitswirksame Maßnahme eingeführt. Einmal jährlich wird er an verschiedenen Orten deutschlandweit ausgerichtet. Bisherige übergreifende Themen waren: Restaurierung Digitalisierung Kulturgutschutz Massenhaft Kulturgut Strategien Der 1. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts wurde am 2. September 2005 an verschiedenen Orten in Deutschland, also dezentral, ausgerichtet: Der 2. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts 2006 hat nicht stattgefunden. Da sich bereits 2005 bei den bayerischen und baden-württembergischen Aktionstag-Teilnehmern hinsichtlich des avisierten Termines innerhalb der Sommerferien, also rund am den 2. September, Bedenken eingestellt hatten, sollte dieser Tag der offenen Tür auf einen Termin im Frühjahr 2007 verlegt werden Nachricht der Vorsitzenden der Allianz (Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz) an die Mitglieder der Allianz für Bestandserhaltung vom 29. Juni
76 Der 3. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts fand am 2. September 2007 in der Sächsischen Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden zum Thema Restaurierung und Digitalisierung statt. 200 Der 4. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts wurde am 7. September 2008 im Schloss zu Münster durchgeführt. Gemeinsam mit den Städtischen Bühnen Münster hatte die Landesbibliothek Münster ein Programm entwickelt, das sich in Fachvorträgen vor allem dem Thema Musikalien widmete und unter dem Motto Papier.Klänge stand: Bestandserhaltung/downloads/02_Programm.pdf Der 5. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts wurde am 5. September 2009 Ludwigsburg, am Institut für Erhaltung/Staatsarchiv Ludwigsburg ausgerichtet. Er widmete sich der Fragestellung Was lehrt uns die Kölner Katastrophe? Nachhaltiger Kulturgutschutz für Archive und Bibliotheken: Der 6. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts befasste sich am 29. Mai 2010 in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig mit dem Thema Massenhaft Kulturgut In der Masse liegt die Klasse: ndex.htm 200 Die entsprechende Seite kann unter nachfolgendem Link kann nicht mehr aufgerufen werden: Vgl. Nationaler Aktionstag
77 Der 7. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts setzte sich am 14. Mai 2011 an der Goethe Universität in Frankfurt am Main mit dem Thema Schriftliches Kulturgut erhalten! Bewährte und neueste Strategien in Archiven und Bibliotheken auseinander auseinander: Der 8. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts wurde am 7. Oktober 2012 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München unter dem Motto SOS für Pergament, Papier & Byte veranstaltet: Einzeldarstellung.405+M56c88160fa5.0.html Der 9. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts 2013 wird vom Deutschen Literaturarchiv Marbach gestaltet. Der 10. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts 2014 findet am Samstag, den 30. August 2014, in Weimar statt. Er wird unter das Motto Zehn Jahre nach dem Brand Neue Wege in der Buchrestaurierung gestellt und von der Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek organisiert. Für den Vorabend des Aktionstages ist die festliche und medienwirksame Eröffnung der Ausstellung Restaurieren nach dem Brand (Arbeitstitel) im Stadtschloss Weimar geplant. 71
78 5 Der Nationale Aktionstag 2014 an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Öffentlichkeitsarbeit ist das Management von Kommunikation zwischen einer Organisation und ihren»öffentlichkeiten«, die immer dann entsteht, wenn ein Akteur vor einem offen zugänglichen Publikum kommuniziert, also vor Personen, die es mit den entsprechenden Botschaften zu erreichen gilt. 201 Unter dieser Maßgabe soll der Versuch unternommen werden, für den in Weimar stattfindenden 10. Nationalen Aktionstag 2014 unter dem Motto Zehn Jahre nach dem Brand Neue Wege in der Buchrestaurierung ein öffentlichkeitswirksames Konzept und ein Programm unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und Bedingungen zu entwickeln. 5.1 Planungskonzept (Entwurf) Gastgeber der zentralen Veranstaltung am 30. August 2014 ist die Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Der 10. Nationale Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts 2014 wird als Tag der offenen Tür mit folgenden Zielen konzipiert: Information über den aktuellen Stand (Ist-Analyse, Soll- Bestimmung, Umsetzung und Wirkungskontrolle) 202 Information über neue Wege in der Buchrestaurierung 201 Medien 2006, S Die im deutschsprachigen Raum auch als Öffentlichkeitsarbeit bezeichnete Public Relations (PR) kennzeichnet auch einen Berufszweig oder eine Tätigkeit. Als benachbarte Berufsfelder gelten Journalismus oder Werbung. Überschneidungen lassen sich mit dem Begriff Organisationskommunikation (nach Theis Kommunikation in und von Organisationen) herstellen, und aus historischer Sicht mit dem Begriff Propaganda, der heute zumeist als unidirektionale, persuasive Kommunikation definiert wird. Vgl. Bentele, Brosius und Jarren 2006, S , und S
79 Öffentlichkeitsnahe Werbung für die Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken und Archiven Dabei kommt der von Horst Köhler 2007 formulierten Aussage zentrale Bedeutung zu»die kulturelle Überlieferung in Bibliotheken, Archiven und Museen ist eine geistige Heimat für die Nation. Wir brauchen sie, auch und gerade wenn wir nach vorne schauen und unseren Weg in die Zukunft gehen wollen.«203 Konzeptgrundlage (Ausgangssituation): Für die Weimarer Bibliothek kam es in den ersten Jahren nach dem Brand darauf an, eine wirksame Infrastruktur für einen nachhaltigen Umgang mit den Brandfolgen aufzubauen. Weiterhin musste die Chance, die von der öffentlichen Hand und von den Spendern zur Verfügung gestellten Geldmittel für die Entwicklung innovativer Restaurierungsverfahren und Materialien auf dem Forschungsgebiet der Brandschadenminimierung genutzt werden. 204 Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek habe,»noch als der Rauch aus der brandgeschädigten Bibliothek aufstieg«, festgestanden:»wir müssen die beschädigten Bücher restaurieren und die Totalverluste zu kompensieren versuchen. Der Wiederaufbau des Buchbestandes nach dem 2. September war keine Frage, die lange diskutiert wurde.«205»bestandserhaltungsmanagement bedarf der Transparenz seiner Aktivitäten und Voraussetzungen, unter denen es vor einem Publikum agiert [...] Transparenz ist die Voraussetzung dafür, dass Presse, Öffentlichkeit und Fachwelt, ohne die Bestandserhaltung nicht wirksam 202 Faulstich 2000, S Bibliotheken auf die politische Tagesordnung. Bibliotheksdienst 41 (2007), S Vgl. Weber (SupraLibros) 2009, S. 8 und ausführlich Weber (ZfBB) 2009, S Vgl. Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben 2007, S
80 werden kann, für die Unterstützung bei der Bewältigung schwieriger Aufgaben gewonnen werden können.«206 Und»Öffentlichkeit entsteht immer dann, wenn ein Akteur vor einem offen zugänglichen Publikum kommuniziert. [ ] In der Öffentlichkeit werden Informationen gesammelt, verarbeitet und weitervermittelt.«207 Aus organisatorischen Gründen sollten die Nationalen Aktionstage grundsätzlich an einem Wochenende (Samstag) stattfinden. Da der 2. September 2014 auf einen Dienstag fällt, wird die Veranstaltung des 10. Nationalen Aktionstages in diesem Jahr auf das Wochenende vor dem 2. September gelegt. Auf dieser Basis konnte man 2012 folgende Festlegungen treffen: 1. Termin Samstag, 30. August Arbeitstitel Zehn Jahre nach dem Brand Neue Wege in der Buchrestaurierung 3. Zielgruppen interessierte Öffentlichkeit, Medien, politische Entscheidungsträger, Spender, Sponsoren, Zuwendungsgeber, Fachpublikum Ein Höhepunkt des Nationalen Aktionstages 2014 wird die Jahresausstellung 2014/15 Restaurieren nach dem Brand (Arbeitstitel) in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sein, die am Vorabend des Aktionstages, am 29. August 2014, eröffnet wird. Unter Leitung von Dr. 206 Weber 2009, S Medien von A-Z 2006, S
81 Jürgen Weber (Weimar) und Prof. Dr. Ulrike Hähner (Hildesheim) wird die Ausstellung, gemeinsam mit Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK), 208 konzipiert und vorbereitet. Im Zentrum der im Renaissancesaal des Historischen Bibliotheksgebäudes ausgerichteten Schau wird die Beschreibung und Erklärung des Restaurierungsprozesses von brandgeschädigten Büchern stehen. Hierbei sollen die Zusammenhänge von Restaurierungsentscheidungen mit der Projektorganisation, dem restaurierungswissenschaftlichen Umfeld und den marktökonomischen Bedingungen beispielhaft veranschaulicht werden. Der Visualisierung von Informationen, also der Kombination von Originalobjekten mit Texten, Schemata, Modellen und Filmen kommt maßgebliche Bedeutung zu. Dabei werden drei Informationsarten vermittelt: 1. Voraussetzungen (Schadensbilanz, Bergung, Auftragsvergabe etc.) 2. Restaurierungsbeispiele (Papierrestaurierung, Aschebücher etc.) 3. Definition von Materialien( Pergament, Leder, Papier etc.) 209 Ziele der Vermittlungsarbeit sind unter anderem: Vermittlung von Wissen und Erkenntnissen Information über gesellschaftliche Fragen Förderung von ästhetischen Erfahrungen wie Ästhetik der Restaurierung 210 Die Lernwirkung von Besuchen in Museen [Ausstellungen] basieren zuallererst auf dem Erlebniswert. Unterschieden wird zwischen objektbezogenen, kognitiven, introspektiven und sozialen Erlebnissen.»Objektbezogene Erlebnisse beziehen sich auf Erfahrungen, die man 208 Fakultät Erhaltung von Kulturgut, Fachrichtung Schriftgut, Buch und Graphik. 209 Vgl. Konzept Jürgen Weber 2012 (unveröffentlicht). 75
82 beim Betrachten von z.b. schönen, seltenen, ungewöhnlichen oder wertvollen Objekten macht. Hier geht es um das Objekt und seine sinnliche Wahrnehmung. Kognitive Erlebnisse beschreiben Prozesse der Erweiterung des eigenen Verständnisses, den Erwerb neuen Wissens oder die Ausdifferenzierung bestehenden Wissens. Dieser Bereich thematisiert somit die Lernwirkung im engeren, eher traditionellen Sinne.«211 Die seit 2007 im Renaissancesaal des Historischen Gebäudes der Herzogin Anna Amalia stattfindenden Ausstellungen haben große Ausstrahlungskraft: Jährlich werden sie von ca Gästen bei freiem Eintritt besucht. Bis zum August 2015 kann man sich hier über die Restaurierung nach dem Brand informieren. Restaurierung nach dem Brand (Arbeitstitel) Laufzeit 30. August 2014 bis August 2015 Veranstaltungsort Herzogin Anna Amalia Bibliothek Historisches Bibliotheksgebäude, Renaissancesaal Platz der Demokratie 1, Weimar Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag, 9.30 bis Uhr Eintritt frei. 210 Vgl. Kunz-Ott, Kudorfer und Weber 2009, S Kunz-Ott, Kudorfer und Weber 2009, S
83 Medienarbeit ist noch immer eines der wichtigsten Mittel der Öffentlichkeitsarbeit.»Medien werden heute nicht mehr als Zielgruppe verstanden, sondern als Multiplikatoren, als Vermittler der gewünschten Botschaft zwischen Organisation und Zielgruppe.«212 Für den 10. Nationalen Aktionstag 2014 in Weimar wird als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit Presse- und Medienarbeit auf lange Frist geplant. 1. Jahrespressekonferenz der Klassik Stiftung Weimar Das Thema Zehn Jahre nach dem Brand und des Nationalen Aktionstages zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts 2014 wird mit seinen wesentlichen Programmpunkten in die am 16. Februar 2014 stattfindende Jahrespressekonferenz der Klassik Stiftung Weimar aufgenommen. Auf dieser für die Arbeit der Stiftung bedeutsamen Jahrespressekonferenz, die regelmäßig am Geburtstag von Maria Pawlowna, der Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, im Festsaal des Goethe-Nationalmuseum stattfindet, werden die Jahreshauptthemen der Stiftung platziert Pressekonferenz Nationaler Aktionstag 2014 Eine zweite Pressekonferenz zum gleichen Thema wird für Anfang August 2014 im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek geplant. 3. Pressekonferenz Ausstellungseröffnung Die dritte Pressekonferenz ist für den Vormittag der Ausstellungseröffnung, den 29. August 2014, im Festsaal des Stadtschlosses Weimar vorgesehen. 212 Medien von A-Z, S
84 In Form von Pressekonferenzen, dem Versand von Pressemitteilungen und der Veranstaltung selbst wird Presse- und Medienarbeit konzipiert und durchgeführt. Als Nachbereitung wird ein Pressespiegel erstellt, der die Resonanz auf das Programm des Nationalen Aktionstages 2014 und die Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken und Archiven dokumentiert. Zielgruppen als Multiplikatoren im Sinne einer positiven Beeinflussung sind: interessierte Öffentlichkeit politische Entscheidungsträger Spender Sponsoren Zuwendungsgeber Fachpublikum (Medien) Über die Abteilung Kommunikation der Klassik Stiftung Weimar werden die Medien ausgewählt, mit denen die gewünschten Zielgruppen am besten erreicht werden können, um: 1. Aufmerksamkeit von Medien zu gewinnen 2. im Fernsehen, im Hörfunk und in den Printmedien positiv erwähnt zu werden Insgesamt hatte die Berichterstattung über den Brand 2004 auch aufgrund der veröffentlichten Schadensbilder den Eindruck entstehen lassen, dass die Bibliothek verloren und das Vorhaben eines Wiederaufbaus der Sammlungen hoffnungslos sei. Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte zwei Tage nach dem Geschehen»Der Weltgedächtnisverlust. Unter Goethes Augen: Das Ende der Anna-Amalia-Bibliothek«( ). Dem Eindruck von 2004, den Beobachter aus Berichten und Bildern über 78
85 die Brandschäden und Bergungsarbeiten gewonnen hatten und der mit»die Anna-Amalia-Bibliothek ist nicht zu retten«214 überschrieben war, wird mit dem Nationalen Aktionstag 2014 öffentlichkeitswirksam, zielorientiert und kompetent begegnet. Die Herzogin Anna Amalia bietet Führungen durch das Historische Bibliotheksgebäude mit dem Rokokosaal, durch das Studienzentrum und einen Rundgang durch die Werkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld an. Die Ansprache der Zielgruppe erfolgt regional über Printmedien wie: Plakat Flyer Broschüre Veranstaltungskalender der Stadt Weimar Rathauskurier Weimar überregional über: Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten Einladungsversand (Mitglieder der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek, eine noch zu definierende Gruppe von Spendern und Unterstützern der Bibliothek, Kooperationspartner) Sonderausgabe der Bibliothekszeitschrift (SupraLibros) Ausstellungskatalog in Form eines Werkbuches und weiterhin über das Internet (verschiedene Websites) Intern erfolgt die Kommunikation unter anderem in: Arbeitsgruppen Dienstbesprechungen Form eines digital versandten Informationsblattes (HAAB-Forum) Form der Bibliothekszeitschrift 214 Vgl. Weber 2009, S
86 Nach dem Weimarer Bibliotheksbrand 2004 wurde für die komplexen und umfassenden Aufgaben der Brandschadenbeseitigung und Brandschadenminimierung nach einem»steuerungsinstrument«gesucht, das unter anderem auch die Vernetzung mit der Fachwissenschaft berücksichtigt. 215 Da bei der»prekären Ausgangslage«2004 klar war, dass ohne die Hilfe der Restaurierungswissenschaft die Arbeiten in Weimar»aussichtslos«wären, wurden schon früh Netzwerk-aktivitäten gebildet. So fanden in Leipzig ein Expertenkolloquium (Oktober 2004) und eine Tagung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Archiv,- Bibliotheks- und Graphikrestauratoren (Juni 2005) und Workshops (seit 2008) statt. Auch wurde 2007 ein wissenschaftlicher Projektbeirat berufen und in Bern der Verein Pro Helvetica in Weimar 216 gegründet. 217 In aufeinanderfolgenden: Kurzvorträgen Workshops persönlichen Gesprächen wird informiert und diskutiert über (Auswahl): den Stand der Restaurierung geschädigter Bücher nach dem Brand Restaurierungstechnologien Innovationen Bestandserhaltung digital Aufgaben des Brandfolgenmanagements an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Projekte Kooperationen 215 Vgl. Weber 2009, S. 169; Knoche und Weber 2010, S. 16 und weiterführend Weber (2) 2009, S Vgl. Dölle 2010, S. 1-4 sowie Gerats und Kleinbub 2010, S Vgl. Weber 2009, S. 172 sowie Knoche und Weber 2010, S
87 Netzwerke Fundraisingaktivitäten mit dem Ziel: Interesse zu wecken Wissen zu vermitteln Ergebnisse und Erfolge seit dem Brand aufzuzeigen Aufmerksamkeit auf Defizite zu lenken für ideelle und finanzielle Unterstützung in Öffentlichkeit und Politik zu werben Moderierte Vorträge werden folgende Themen umfassen (Auswahl): (1) Weimarer Aschebücher (2) Mengenrestaurierung (3) Digitalisierung (4) Kooperationen, zum Beispiel der Weimarer Notfallverbund (5) Modellprojekte, Netzwerke (6) Fundraising, zum Beispiel Pro Helvetica in Weimar (7) Förderer und Sponsoren, zum Beispiel die Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v. (1) Weimarer Aschebücher: Neue Restaurierungstechnologien in der Mengenrestaurierung Im Mai 2008 konnte die Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld eröffnet werden. Die Spezialwerkstatt mit Modellcharakter ist für die Bearbeitung großer Mengen von schwer brand,- hitze,- und wassergeschädigten Papieren ausgelegt. So werden 8000 von häufig fragmentierten Aschebüchern behandelt. Die speziell für 81
88 diesen Bereich entwickelte Restaurierungstechnologie garantiert eine qualitätsvolle Mengenrestaurierung im Durchlaufsystem. 218 (2) Mengenrestaurierung: Vom Umgang mit der Menge Ledereinbandrestaurierung nach dem Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Im Zentrum dieser Sektion stehen Ergebnisse eines seit 2008 laufenden Projektes zur Lederforschung und Rekonstruktion von Ledereinbänden, das über einen Zeitraum von fünf Jahren von der Volkswagen-Stiftung gefördert wurde. Eines der Projektziele ist die Entwicklung von innovativen Methoden bei der Mengenrestaurierung der beim Brand 2004 beschädigten Lederbände. (3) Digitalisierung: Bestandserhaltung digital Neue Wege bei der Sicherung, Identifizierung und Rekonstruktion geschädigten Schriftguts Anlass für die Einrichtung der Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld war eine größere Gruppe von Büchern, die beim Brand schwer beschädigt wurde. Da die Bücher aber oft noch über intakte Textspiegel verfügen, kann der vorhandene Textblock stabilisiert werden. 219»Das Ergebnis sind heftfähige Buchblöcke, die, geschützt durch Konservierungseinbände, im Magazin aufbewahrt werden. Die so fragmentierten, aber stabilisierten Buchblöcke sollen nach der Restaurierung digitalisiert und die Images über das Internet frei zugänglich sein, damit die Titel mit Hilfe der Forschergemeinde identifiziert werden können.«220 Ein weiterer Gegenstand ist die Qualitätssicherung in der Digitalisierung. (4) Kooperationen: Der Weimarer Notfallverbund Eine präventive Maßnahme der Bestandserhaltung bildet der Zusammenschluss in regionalen und nationalen Notfallverbünden. Schon 218 Vgl. Müller 2009, S Vgl. Müller 2009, S Weber 2009, S
89 vor dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek wurde die Bildung eines Notfallverbundes der Kultur-einrichtungen in Weimar beschlossen. Der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek habe den Notfallverbund in der Vorbereitungsphase getroffen. Trotzdem habe sich das Provisorium in der Brandnacht bezahlt gemacht. 221 Über den Notfallverbund Weimar werden die kooperierenden Kultureinrichtungen eingeladen, sich am Aktionstag, dem Thema entsprechend, zu beteiligen und ihre Häuser für Besucher zu öffnen. Weiterhin sind die alle Bibliotheken in Deutschland willkommen, die (nach Anmeldung) zum Thema beitragen wollen. Hier koordiniert die Allianz. (5) Modellprojekte und Netzwerke: Studentische Abschlussarbeiten»Bei der prekären Ausgangslage war klar, dass ohne Hilfe der Restaurierungswissenschaft die Arbeiten in Weimar aussichtslos sein würden.«. So wird das Team im Brandfolgenmanagement beispielsweise von Studierenden der Restaurierungswissenschaft, die Abschlussarbeiten zu verschiedenen Spezialthemen anfertigen, unterstützt. 222 Rege Beziehungen werden zur Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim (HAWK) 223 und zur Fachhochschule Köln unterhalten. (6) Fundraising: Pro Helvetica in Weimar. Beim Brand in Weimar wurden auch kulturhistorisch bedeutende Helvetica, also Bücher, die in der Schweiz gedruckt wurden oder einen thematischen Bezug zur Schweiz aufweisen, beschädigt. Insgesamt konnten in der Brandnacht und an den Folgetagen aus dem ehemaligen Buchbestand des Rokokosaales ca. 25 Tonnen wasser- und hitzegeschädigte Bücher geborgen werden, was in etwa einer Menge von Bänden entspricht. In diese Gruppe gehören auch die zu restaurierenden 1100 Helvetica-Drucke, die mit ihren Wasser- und Hitzeschäden ein unterschiedliches Schadensbild aufweisen 221 Vgl. Post 2009, S Weber 2009, S. 172 sowie Knoche und Weber 2010, S
90 und 1100 Aschebücher. Besonders nachhaltig ist die Zusammenarbeit mit dem Verein Pro Helvetica in Weimar, der zur Förderung der Restaurierung brandgeschädigter Kulturgüter Schweizer Herkunft in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar in Bern gegründet wurde. Zwischen der Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek und den drei Restaurierungswerkstätten Rothe, Strebel, Stein 225 wurde ein Kooperationsvertrag abgeschlossen, der die Bearbeitung der geschädigten Bestände eidgenössischer Herkunft regelt. Die an diese Schweizer Restaurierateliers vergebenen Aufträge unterliegen deshalb denselben Standards der Qualität und der Kontrolle, wie Auftragsvergaben im freien Wettbewerb. 226 (7) Förderer und Sponsoren: Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v. Der Freundeskreis wurde am 15. Mai 2003 als Nachfolgeverein von Weimar Zukunft gegründet, dessen Vorsitz Prof. Dr. Lothar Späth führte. Gemäß ihrer Satzung hat die Gesellschaft das Ziel, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek als Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte bei der Erfüllung ihrer Aufgaben materiell und ideell zu unterstützen sowie wirkungsvoll zu fördern. Nach dem Brand der Bibliothek 2004 ist es ein Anliegen des Freundeskreises, beim Wiederaufbau des Buchbestandes zu helfen konnte das Kuratorium durch ein prominentes Mitglied, Frau Prof. Dr. Christina Weiss, Staatsministerin für Kultur und Medien a.d., erweitert werden Vorsitz: Dr. Rainer Diederichs, Zürich. Kontaktadresse des Vereins: Pro Helvetica in Weimar c/o Dölle Kultur, Münsterhof 18, 8001 Zürich, Atelier Michael Rothe GmbH, Ostermundigenstraße 60, in 3006 Bern; Atelier Strebel AG, Bahnhofstraße 15, in 5502 Hunzenschwil und Maja Stein, Am Wasser 55, in 8049 Zürich. 226 Vgl. Gerats und Kleinbub 2010, S Ergänzen. Nach genauen Vorgaben werden wasser- und hitzegeschädigte Bücher zur Restaurierung ausgeschrieben. Die Bibliothek arbeitet hierbei europaweit mit vielen Restaurierungswerkstätten zusammen. Vgl. Metzger 2009, S Vgl. SupraLibros 2012, Heft 12, S
91 Weiterhin wird der Nationale Aktionstag 2014 durch einen Präsentationsteil begleitet. Stände und Schauvitrinen im Studienzentrum (Fotothek und Foyer) informieren über den Stand der Restaurierung und der Wiederbeschaffung von historischen Drucken nach dem Brand. Im sogenannten Reithaus, das der Bibliothek parkseitig gegenüber liegt, haben Bibliotheken nach Voranmeldung die Möglichkeit, sich mit Informationsmaterialien (wie beispielsweise Postern und Flyern) aber auch mit Originalen (wie Büchern) zum Thema Neue Wege in der Buchrestaurierung zu präsentieren.»das Sammeln und Bewahren von Dingen hat eine [ ] wichtige ideelle und soziale Komponente. Vergangenheit wird als etwas Erinnertes in die Gegenwart übertragen. Die musealisierten Dinge übernehmen identitätsstiftende Funktionen«. 228 In der Ausstellung Restaurieren nach dem Brand (Arbeitstitel) werden unter anderem die Bergung, die Schäden und Maßnahmen der Restaurierung nach dem Brand im September 2004 im Hinblick auf Materialien wie Leder, Pergament, Gewebe und Papier thematisiert. 229 Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog in Form eines Werkbuches. Obwohl Kinder nicht zur Zielgruppe der Herzogin Anna Amalia Bibliothek als Forschungseinrichtung gehören, werden sie anlässlich des Nationalen Aktionstages 2014 in den Rokokosaal eingeladen. Im historischen Ambiente können die jungen Gäste die Bestandteile eines Buches sowie Druckwerke mit besonders schönen Papieren und Illustrationen kennenlernen. Im Anschluss an die Führung besteht die Möglichkeit, in der benachbarten Mal- und Zeichenschule (Seifengasse 16, Weimar) eigene Papiere oder Buchrücken künstlerisch zu gestalten. Kinder müssen die Gelegenheit erhalten, ihre eigene Kreativität und 228 Flügel 2005, S
92 Phantasie mit Hilfe der Bildenden Kunst zu entwickeln. Sie sollten lernen können, Kultur und Kunst für sich zu entdecken. Sie sollten auch erkennen dürfen, welche Möglichkeit der Umgang mit Kunst bietet, sich mit sozialen und politischen Gegebenheiten kritisch auseinander zu setzen. 230 Für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit sind Kooperationen und Netzwerke unabdingbar. Folgende regionale Kooperationspartner werden (unter anderem) zur Mitgestaltung des 10. Nationalen Aktionstages 2014 eingeladen: Bauhaus-Universität Weimar Goethe-und Schiller-Archiv Stadtbücherei Weimar Stadt Weimar Thüringisches Hauptstaatsarchiv Mal- und Zeichenschule Weimar Eine Einladung zur Mitarbeit an überregionale Kooperationspartner richtet sich an (Auswahl): Bibliotheken und Archive, die in der Allianz zusammengeschlossen sind alle am Thema des Aktionstages interessierten Bibliotheken (deutschlandweit) Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim (HAWK) 229 Die Ausstellung wird in der Abteilung Bestandserhaltung und Sondersammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erarbeitet. 230 Vgl. Kunz-Ott, Kudorfer und Weber 2009, S
93 5.2. Programm (Entwurf) Planungskonzept und Programm im Entwurf stellen zunächst als Ideenskizze eine Gesprächs- und Organisationsgrundlage dar, auf deren Basis dann die Koordination und Organisation beginnen kann. Arbeitstitel Zehn Jahre nach dem Brand Neue Wege in der Buchrestaurierung 10. Nationaler Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts Termin Samstag, 30. August 2014, bis Uhr Veranstaltungsorte Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Studienzentrum und Historisches Gebäude Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut Weimar/Legefeld Reithaus an der Ilm (Anmietung) (Alternativ: Festsaal Fürstenhaus in der Musikhochschule Weimar, Audi-Max in der Bauhaus-Universität Weimar) Einrichtungen der genannten regionalen Kooperationspartner
94 Hauptprogramm Samstag, 30. August 2014, bis Uhr Festvortrag zu einem für das Motto des Aktionstages relevanten Themas Kurzvorträge und Workshops Präsentationen im Studienzentrum zu Restaurierung und Wiederbeschaffung sowie der teilnehmenden Bibliotheken, Reithaus im Park an der Ilm (ca. 15 Stände) Führungen durch das Historische Bibliotheksgebäude und das Studienzentrum Besichtigungsmöglichkeiten von Tiefmagazin und Digitalisierung Filmvorführungen (z.b. Von der Fürsten- zur Forschungsbibliothek, Nach dem Brand, Rettung der Weimarer Aschebücher) amalia-bibliothek/ueber-die-bibliothek/informationen-zum-brand- 2004/ Rundgang durch Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld Kinderprogramm bis Uhr Studienzentrum Begrüßung Festvortrag Kurzvorträge und Workshops im Studienzentrum (á 20 Min.) Präsentationen (Vitrinen und Stände) Hausführungen (Benutzungsbetrieb und Architektur) Besichtigungsmöglichkeit des Tiefmagazins und der Digitalisierung
95 9.30 bis Uhr Historisches Bibliotheksgebäude Besichtigungsmöglichkeit der Ausstellung Restaurieren nach dem Brand (Arbeitstitel) bis Uhr Reithaus Präsentationen im Reithaus (Teilnehmende Bibliotheken und Archive) bis Uhr Historisches Bibliotheksgebäude Führungen durch den Rokokosaal Kinderprogramm bis Uhr Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld Werkstattrundgang
96 Rahmenprogramm Freitag, 29. August 2014, Uhr Ausstellungseröffnung, Restaurieren nach dem Brand (Arbeitstitel) Stadtschloss Weimar, Festsaal (alternativ: Audi-Max, Bauhaus-Universität Weimar Angebote online Website der Klassik Stiftung Weimar Website Hilfe für Anna Amalia Website der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v Versorgung Sonderöffnung der Cafeteria der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Umliegende Restaurants und Cafés Rahmenbedingungen und organisatorische Überlegungen Im Jahr 2012 kann es nur darum gehen, ein Konzept und Programm im Entwurf zu entwickeln (Aufnahme von Eckdaten und relevanten Inhalten). Der detaillierte Ablaufplan ist zu gegebener Zeit (Herbst 2013) unter Berücksichtigung der konkreten Situation in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (z.b. Stand Personal- und Sachmittel) aufzustellen. Der Aktionstag findet an drei verschiedenen Orten statt, die sich in der Nähe des Historischen Bibliotheksgebäudes befinden. Eine vierte Station ist die Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in 90
97 Weimar/Legefeld, die mit dem Bus oder einem Shuttle gut zu erreichen sein wird. Die Anfahrt wird in etwa 15 Minuten dauern Veranstaltungsorte Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Studienzentrum Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Historisches Gebäude Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld Reithaus im Park an der Ilm, alternativ: Festsaal Fürstenhaus in der Musikhochschule Weimar Koordination Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten Herzogin Anna Amalia Bibliothek (Direktion) und Stabsreferat Kommunikation Klassik Stiftung Weimar (Corporate Design) Aufbau einer Arbeitsgruppe Zusammenarbeit mit der Veranstaltungsabteilung der Klassik Stiftung Weimar Interne und externe Kommunikation Finanzierung (alphabetisch) Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v. (z.b. Ausstellung) Klassik Stiftung Weimar Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) Vodafone Stiftung Deutschland 91
98 Bewerbung Erste offizielle Ankündigung in SupraLibros, Heft 13 (Mai 2013), Jubiläumsheft 10 Jahre Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v. Broschüre Zehn Jahre nach dem Brand Neue Wege in der Restaurierung Flyer (Programm 10. Nationaler Aktionstag / Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar/Legefeld) Website der Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek (auch Hilfe für Anna Amalia) Website der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v. SupraLibros (Mitteilungen der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v., Sonderausgabe, September 2014) Veranstaltungsheft der Stadt Weimar Virtuelle Ausstellung Restaurieren nach dem Brand (Arbeitstitel) Youtube (Bibliotheksrelevante Filme einstellen) Ausstellungskatalog in Form eines Werkbuches Organisatorische Vorüberlegungen (Auswahl) Seit Frühjahr 2012 Erste Beratungen und Abstimmungen in der Direktion der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Seit Herbst 2012 Ausstellungsplanung (bibliotheksinterne Arbeitsgruppe)
99 Ab Sommer 2013 Kommunikation mit der Allianz: Bekanntgabe des Termins und der»eckpunkte«der Konzeption Überregionale Kooperationspartner um ihre Mitarbeit bitten (Bibliotheken deutschlandweit) über die Allianz Ab Herbst 2013 Bibliotheksinterne Arbeitsgruppe einrichten (AG 2014) KSW-interne Arbeitsgruppe einrichten (Zusammenarbeit mit der Abteilung Kommunikation der Klassik Stiftung Weimar) Kostenkalkulation Finanzierungsplan aufstellen und Personalausstattung klären Finanzierung absichern Regionale Kooperationspartner ansprechen (Notfallverbund Weimar) Raumfragen (Reservierungen und Anmietungen) Ab Winter 2013 Vorlage des Konzeptes bei der Allianz Erarbeitung des detaillierten Programms mit Ablaufplan Festlegung der Arbeitsschritte (Ablaufplan) Pressearbeit (Materialsammlung) Bewerbung: Plakat, Internet, Einladung, digital Versand Einladungen (mit Rückantwort) über die Allianz Aufbau eines Verteilers (Einladungen an die Mitglieder der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek / Spender/Sponsoren) Einladungsversand über KSW
100 6 Fazit»Was man nicht kennt, danach sehnt man sich nicht.« Dass Bekanntmachung der entscheidende Weg sei, Büchersammlungen [respektive Bibliotheken und Archive] zu sichern, zu erhalten, zu erschließen und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat Paul Raabe in einem Vortrag am 21. September 2006 in Berlin dargelegt. Seine These, dass durch engagierte Kulturarbeit die bibliothekarischen und wissenschaftlichen Aktivitäten einer Bibliothek gesichert werden, wird durch die Entwicklung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, die seit Ende der 1960er Jahre erfolgreich nach diesem Konzept arbeitet, bewiesen Obwohl Bestandserhaltung in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Themen im Bibliotheks- und Archivwesen geworden ist, hat sie noch nicht die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gefunden, die ihrer Bedeutung entspricht. Folglich muss das Bemühen um eine öffentliche Debatte und um Lobbyarbeit verstärkt werden. Dass die Thematik der Bestandserhaltung im 21. Jahrhundert an Brisanz gewonnen hat, ist durch vielfältige Ursachen bedingt, die für ein gewachsenes Problem- und Verantwortungsbewusstsein gesorgt haben. 3. Die Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesregierung habe angesichts der abgebrannten Bibliothek in Weimar 2004 gesagt,»man 231 Kunz-Ott, Kudorfer und Weber 2009, S Der Vortrag wurde anlässlich der Verleihung des John Jacob Astor Awards in Library and Information Science (in Zusammenarbeit mit der Checkpoint Charlie Stiftung) an Alice Schreyer (University of Chicago) und Alice Prochaska (Yale University) auf Schloss Glienicke gehalten und 2008 veröffentlicht. Vgl. Raabe 2008, S. 1. Aus dem Jahr 1982 stammt Jörg Dieter Häußers provokante Frage, ob man wirklich erst Bibliotheken anzünden müsse, um in die Presse zu kommen gemäß des Mottos»Good news are no news«. Vgl. Häußer 1982, S Siehe auch Knoche 1981, S
101 brauche endlich einen Investitionsfonds für das Weltkulturerbe als konstante Bundeshilfe für die Länder und Kommunen [ ], die mit der Erhaltung der ihnen anvertrauten Schätze oft überfordert seien.«bisher befänden sich die Weltkulturerbestätten, zu deren Unterhaltung sich Deutschland verpflichtet habe, allein in der Obhut der Länder.»Wir brauchen einen intelligenten und verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Kulturellen Überlieferung. Wir brauchen auf allen Ebenen Politiker, die dazu willens und fähig sind.« Seit der Gründung der bundesweiten Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten (ehemals Allianz zur Erhaltung Schriftlichen Kulturguts) im Jahr 2001, wird Lobbyarbeit kontinuierlich betrieben und der Versuch unternommen, die Fragen der komplexen Bestandserhaltungsthematik auch in der Politik zu etablieren. 5. Mit der lange angemahnten Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts (KEK) 2011 ist ein bedeutender Schritt getan»auf dem Weg, die großen Probleme der Bestandserhaltung zu lösen«234. Die seit 2001 bestehende Forderung nach einer Stelle auf Bundesebene, die eine nationale Strategie formuliere oder koordiniere oder die als Partner für europäische Initiativen auf diesem Gebiet auftreten könne, hat sich somit zum Teil erfüllt Jetzt muss es darauf ankommen, das Thema der Bestandserhaltung als Daueraufgabe von Bibliotheken und Archiven nachhaltig in der Politik zu verankern und nicht nachzulassen im Bemühen um die Erarbeitung einer nationalen Bestanderhaltungsstrategie. Wenn sich Bibliotheken und 233 Fabian 2005, S Siehe ebenso Kurth Jammers 2001, S
102 Archive für die Umsetzung von Maßnahmen sowie Normen und die Anwendung von Strategien gemäß des Mottos Defizite erkennen Gemeinsam handeln kontinuierlich einsetzen sowie Lobbyarbeit betreiben, ist das einwichtiger Ansatz, um die Entwicklung neuer und nachhaltiger Verfahren für die Sicherung von Archiv- und Bibliotheksgut auf den Weg zu bringen. 7. Eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme der Allianz stellt der Nationale Aktionstag zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts dar, der seit 2005, veranlasst durch den Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek am 2. September 2004, einmal jährlich an verschiedenen Orten in Deutschland veranstaltet wird. Aktionstage sind eine beliebte und weit verbreitete Form der Öffentlichkeitsarbeit. Sie werden regelmäßig, deutschland-, europaoder weltweit ausgerichtet und finden in jedem Jahr, in jedem Monat und zu den vielfältigsten Themen statt. 8. Mit dem 10. Nationalen Aktionstag 2014 in Weimar kann es gelingen, eine wirkungsvolle Bilanz zu ziehen über Zehn Jahre nach dem Brand und Neue Wege in der Buchrestaurierung. Dieser Tag, der 30. August 2014, wird die Gelegenheit bieten, sich bei Spendern, Sponsoren und Unterstützern für ihr außerordentliches (bürgerschaftliches) Engagement nachhaltig zu bedanken. 236 Eine Generalprobe für 2014 in anderer Form findet bereits am 25. Mai 2013 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek statt, wenn es das zehnjährige Bestehen des Freundeskreises, der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.v., zu feiern gilt. 235 Vgl. Knoche 2009, S. 22. Seit 2011 konnten mit Hilfe der KEK bundesweit zahlreiche Projekte gefördert werden.»auch wenn wir noch am Anfang stehen: Ein wichtiger Schritt für die Rettung unseres Schriftlichen kulturellen Erbes ist getan.«pfeiffer-poensgen 2012, S »Keine zweite Bibliothek der Bundesrepublik ist für das kulturelle Eigenverständnis symbolisch so bedeutsam wie die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Sie ist staatliches Eigentum, und es besteht eine staatliche Verpflichtung zur Erhaltung dieses Eigentums, sogar eine erhöhte Verpflichtung, weil die Bibliothek zum Weltkulturerbe gehört. [ ]«Fabian 2005, S
103 Denn:»Archive und Bibliotheken hängen nicht an der Vergangenheit aus Misstrauen gegen die Zukunft. Sie sind, richtig verstanden, vielmehr Wegweiser aus der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Zukunft. Ihre Überlieferung soll Zeugnis ablegen über Wahrheit und Irrtum, Fälschung und Propaganda, Erkenntnis und Zweifel. Die Bibliotheken sind die meist besuchten Kultureinrichtungen in Europa. Sie sichern den freien Zugang zur Bildung und sind damit ein Eckpfeiler der Demokratie. Sie bewahren die Erinnerung durch Schriftzeugnisse, selbst [oder gerade] wenn die Menschen, die sie geschrieben haben oder von denen sie berichten, längst gestorben sind. Zukunft braucht Erinnerung. Deshalb ist die Sicherung der kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung unverzichtbar. Die Erhaltung von schriftlichem Kulturgut geht uns alle an.« Bürger 2007, S
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116 8 Anhang 8.1 Hauptveranstaltungsorte Nationaler Aktionstag 2014 Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Studienzentrum Platz der Demokratie 4, Weimar Foto: Günter Schneider, Berlin Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Studienzentrum, Bücherkubus Platz der Demokratie 4, Weimar Foto: Ulrich Schwarz, Berlin 110
117 Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Studienzentrum, Fotothek Foto: Olaf Mokansky, Weimar Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Historisches Bibliotheksgebäude Platz der Demokratie 1, Weimar Foto: Maik Schuck, Weimar Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Historisches Bibliotheksgebäude, Renaissancesaal Foto: Maik Schuck, Weimar 111
118 Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut Weimar/Legefeld In der Buttergrube 1, Weimar/Legefeld Foto: Lutz Edelhoff, Erfurt Stadtschloss, Festsaal Burgplatz 4, Weimar Foto: Roland Dressler, Weimar Hochschule für Musik Franz Liszt (rechts) Platz der Demokratie 2/3, Weimar Foto: Maik Schuck, Weimar 112